Kinderstar aus "Slumdog Millionär":Obdachlos im Slum

Der Film "Slumdog Millionär" machte ihn zum Star, doch im Alltag des zehnjährigen Azhar hat sich nicht viel geändert. Nun haben indische Behörden auch noch die Hütte seiner Familie eingerissen.

Beim Abriss von Teilen eines Armenviertels in Mumbai haben die indischen Behörden am Donnerstag auch die Hütte eines Kinderstars aus dem Film "Slumdog Millionär" zerstört. Azharuddin Mohammed Ismail erklärte, er habe in der Hütte geschlafen und sei von einem Polizisten mit einem Bambusstock aufgefordert worden zu verschwinden. Wenig später seien die Hütte seiner Familie und etwa 30 weitere in der Umgebung eingerissen worden.

Kinderstar aus "Slumdog Millionär": Kinderstar aus dem Film "Slumdog Millionär": Der zehnjährige Azharuddin lebt nach wie vor in einem Slum in Mumbai.

Kinderstar aus dem Film "Slumdog Millionär": Der zehnjährige Azharuddin lebt nach wie vor in einem Slum in Mumbai.

(Foto: Foto: dpa)

"Ein Polizist hat mich mit einem Bambusstock geschlagen, und ich hatte Angst", sagte der zehnjährige Azhar. Seine Mutter Shameem Ismail erklärte, es habe keine Vorwarnung der Behörden gegeben. "Wir hatten nicht einmal die Gelegenheit, unsere Sachen herauszuholen."

Ein Vertreter der Stadtverwaltung sagte, es handele sich um eine Abrissaktion, um die Slum-Bewohner vor dem Monsun zu schützen. Lediglich illegal gebaute Hütten seien zerstört worden. Bewohner, die mehr als 15 Jahre in dem Viertel lebten - darunter Azhars Familie -, sollten umgesiedelt werden, erklärte U.D. Mistry. Solche Zusagen der Behörden haben sich jedoch in der Vergangenheit häufig als haltlos erwiesen.

Der Film "Slumdog Millionär" erhielt acht Oscars und spielte bislang 326 Millionen Dollar (240 Millionen Euro) ein. Azhar spielt in dem Film den jungen Salim, den älteren Bruder der Hauptfigur Jamal.

Der Alltag der beiden kindlichen Laiendarsteller aus Armenvierteln, Azhar und Rubina Ali, hat sich bislang aber kaum geändert. Die beiden leben nach wie vor in den Slums in Mumbai. Kurz nachdem der Erfolg des Films weltweit gefeierte wurde, hatte die Regierung den Familien eine Wohnung zugesagt: "Uns wurde versprochen, dass wir eine Regierungswohnung bekommen, aber wir haben noch nichts", klagte Azhars Mutter Shameem Ismail.

Nach der Zerstörung ihrer Unterkunft habe die Familie nun überhaupt kein Heim mehr. "Wir sitzen einfach hier mit unseren Sachen. Ich hoffe, irgendjemand von der Regierung wird uns helfen."

Die Produzenten des Films spendeten 747.500 Dollar für Kinder in Mumbaier Elendsvierteln. Außerdem richteten sie einen Treuhandfonds für die Kinderstars ein, der für eine ordentliche Unterkunft, ihre Ausbildung und ein finanzielles Polster für die Zeit danach sorgen sollte. Produzent Christian Colson bezeichnete den Fonds als "substanziell". Um die Kinder zu schützen, machte er aber keine Angaben über dessen Umfang.

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