Kinder an der Waffe:"Ohne Disziplin geht nichts"

Der bayerische Sportschützen-Chef hält Angriffe auf seinen Sport für ungerechtfertigt. Kinder sollten auch weiter unter Aufsicht schießen dürfen.

Heiner Effern

Der Amokläufer von Winnenden hat den Umgang mit Waffen in einem Schützenverein gelernt. Wolfgang Kink, 1. Landesschützenmeister im Bayerischen Sportschützenbund, hält aber Angriffe auf seinen Sport für ungerechtfertigt. Er will die Altersgrenze zum Einstieg ins Sportschießen von zehn Jahren beibehalten. Eine Studie der Uni München habe keine Hinweise darauf ergeben, dass der Schießsport die Gewaltneigung bei Kindern erhöht.

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(Foto: Foto: AP)

SZ: Warum sollen Kinder so früh mit Waffen umgehen?

Kink: Bei der Jugend-Olympiade, die im kommenden Jahr stattfindet, starten 14-jährige Schützen. Wenn wir nur vier Jahre Zeit hätten, um diesen das Schießen beizubringen, wären wir im deutlichen Nachteil gegenüber Ländern wie Frankreich, wo schon ab acht Jahren geschossen wird.

SZ: Wie stellt man fest, ob ein Zehnjähriger charakterlich geeignet ist?

Kink: Wenn Kinder entsprechend angeleitet werden, werden sie nicht aggressiver, sondern lernen den verantwortlichen Umgang mit den Waffen so, dass keine Gefahr besteht. Die Kinder wollen nur ein Erfolgserlebnis, indem sie die Zielscheibe möglichst in der Mitte treffen, sie wollen niemanden verletzen.

SZ: Welche Waffen dürften die jüngsten Schützen verwenden?

Kink: Luftpistole oder Luftgewehr. Das ist ab zwölf Jahren erlaubt, es gibt aber auf Antrag in Ausnahmefällen Sondergenehmigungen für begabte Kinder ab zehn Jahren. Dafür braucht man nicht nur das Einverständnis der Eltern, sondern sogar noch den ärztlichen Nachweis, dass die Zehnjährigen psychologisch reif genug sind. Erst ab 14 Jahren darf ein Jugendlicher mit Kleinkaliber, mit 18 Jahren Großkaliber schießen.

SZ: Erkennt man, wenn ein Jugendlicher aus dem Gleichgewicht gerät?

Kink: Wenn ein Jugendlicher sich schlecht in die Gruppe integriert, sich zum Einzelgänger entwickelt oder mit der Waffe nach entsprechender Schulung immer noch nicht souverän umgeht, empfiehlt man ihm, sich eine andere Sportart zu suchen.

SZ: Kommen auch Kinder, die durch Computerspiele animiert sind und deshalb schießen wollen?

Kink: Natürlich kommt der eine oder andere, auch aus diesem Kreis, um einen neuen Sport auszuprobieren. Wenn die Jugendlichen sehen, wie diszipliniert Sportschießen in der Praxis abläuft, erscheinen viele beim zweiten Mal nicht mehr. Oder sie werden zu disziplinierten Sportlern. Ohne Disziplin geht nichts.

SZ: Sie tragen also ein enorme Verantwortung in der Gesellschaft.

Kink: Unser Ziel ist es, die Jugendlichen von der Straße oder den gefährlichen Computerspielen wegzubringen, damit sie sich zu wertvollen Mitgliedern unserer Gesellschaft entwickeln. Es ist sehr bedauerlich, dass einige Menschen, die das nicht so sehen wollen, uns in eine andere Ecke stellen.

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