Kind in Kasernen-Toilette getötet:Soldatin schweigt

"Sie wusste, dass das Kind noch lebte": Nach dem Erstickungstod eines Neugeborenen auf einer Kasernen-Toilette hat der Prozess gegen eine Soldatin begonnen.

Eine Soldatin soll ihr Baby im März dieses Jahres in der Kaserne von Schwanewede nach der heimlichen Geburt in dem Toilettenbecken sterben gelassen haben. Am Donnerstag vor dem Landgericht Verden (Niedersachsen) der Prozess gegen die Frau begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft der 24-Jährigen Totschlag durch Unterlassen vor.

Nach Gutachten von Sachverständigen war das neugeborene Mädchen lebensfähig. Die Soldatin schwieg zu den Vorwürfen. Daher wurde der erste Verhandlungstag schnell beendet. "Sie wusste, dass das Kind noch lebte", sagte Staatsanwältin Simone Fischer. "Der Tod hätte durch das Herausnehmen aus dem Toilettenbecken verhindert werden können."

Es sei noch nicht sicher, ob die junge Frau im Laufe des Prozesses aussagen werde, sagte ihr Verteidiger Erwin Bugar. Er glaube, dass seine Mandantin "einer Bestrafung entgegen geht". Als alle den Gerichtssaal verlassen hatten und die 24-Jährige für ein paar Minuten allein zurückblieb, begann sie zu weinen.

Die Zeitsoldatin, die vor Gericht Jeans und Turnschuhe trug, ist derzeit vom Dienst suspendiert. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft waren die Gewichtszunahme und körperlichen Veränderungen in der Umgebung der jungen Frau nicht verborgen geblieben. Die Schwangere habe dies jedoch mit einem stressbedingtem Essverhalten erklärt.

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