Kanada:Ein-Cent-Scheck für einen toten Soldaten

Für seine Mutter ist es eine Demütigung: Kanadischen Behörden schicken einem Soldaten zweieinhalb Jahre nach seinem Tod einen Scheck über einen lächerlich kleinen Betrag. Schuld war wohl eine Verwaltungspanne.

Der Brief, den Denise Stark vor ein paar Tagen bekommen hat, versetzte ihr einen Schock. Der Mutter eines jungen Soldaten, der sich nach seiner Rückkehr aus Afghanistan vor drei Jahren das Leben genommen hatte, schickten die kanadischen Behörden jetzt als "Auszahlung" einen Scheck über einen Cent. Der Grund: ein Fehler in der Verwaltung.

Stark ist fest davon überzeugt, dass der Tod ihres Sohnes Justin mit seinem Einsatz in Afghanistan zusammenhängt und kämpft seit Monaten dafür, dass die Behörden genauer nachforschen. Für sie ist die Geste der Regierung eine Demütigung.

Medienberichten zufolge ist Stark zu niedergeschlagen für ein Interview. Kevin Ellis, ein Freund der Familie und Vorsitzender eines Veteranenclubs, schilderte dem Fernsehsender CBC die Erfahrung der Soldatenmutter: "Sie hat einen angenehmen Tag. Dann öffnet sie den Briefkasten und sieht einen Brief der Regierung, der an ihren Sohn adressiert ist", so Ellis. "Sofort fängt ihr Kopf an zu rasen: Was kann das für ein Brief sein, nach zweieinhalb Jahren? Sie reißt den Brief auf und es ist ein Scheck der Regierung über einen Cent."

Stark wolle keine Entschuldigung der kanadischen Regierung, sondern lediglich, dass anderen Familien diese furchtbare Erfahrung erspart bleibe, so Ellis.

Verteidigungsminister Rob Nicholson entschuldigte sich dennoch und sprach von einem "groben bürokratischen Fehler", der zu der "absolut lächerlichen" Entscheidung geführt habe, der Familie von Justin Stark diesen Scheck zu schicken. "Ich werde sofort Schritte einleiten, um sicherzustellen, dass sich so etwas nicht wiederholt", sagte Nicholson.

Stark hatte sich 2011 im Alter von 22 Jahren das Leben genommen, nachdem er sieben Monate in Afghanistan im Einsatz gewesen war. Besonders scharfe Kritik am Versagen der Behörden kam von der Opposition. "Nach all dem, was die Mutter durchgemacht hat, ist das unentschuldbar", sagte der demokratische Abgeordnete Wayne Marston. Die Regierung von Premierminister Stephen Harper sieht sich ohnehin seit einigen Monaten verstärkt Vorwürfen ausgesetzt, für die Betreuung kanadischer Soldaten und ihrer Familien werde viel zu wenig getan.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: