Kanada:"Der größte Albtraum ist passiert"

Ein Unglück, bei dem zehn Spieler und zwei Trainer einer Junioren-Eishockeymannschaft sterben, bewegt Kanada.

Die Elgar-Petersen-Arena in Humboldt in der kanadischen Provinz Saskatchewan ist das Heimstadion der Humboldt Broncos, sie spielen dort Eishockey in der Juniorenliga. Die Broncos sind gut, sie sind das erfolgreichste Juniorteam in der Geschichte des Bundesstaates, zehn Mal sind sie schon Meister geworden. Am Wochenende waren sie auf dem Weg zu Spiel fünf im Halbfinale bei den Nipawin Hawks, im Mannschaftsbus. Der Bus kollidierte mit einem Sattelschlepper.

Am Sonntagabend (Ortszeit) spielten sie nicht Eishockey in der Elgar-Petersen-Arena in Humboldt. Es gab eine Trauerfeier, mit bewegenden Szenen. 15 Menschen starben bei dem Unfall: zehn Spieler, zwei Trainer, ein Betreuer, ein Reporter und der Busfahrer. Auch Kanadas Premierminister Justin Trudeau war bei der Gedenkfeier im Stadion dabei, davor hatte er Überlebende im Krankenhaus besucht; es waren noch 14 weitere Insassen im Bus gewesen, alle wurden sie bei dem Unfall verletzt, einige von ihnen schwer. "Wir sind untröstlich in dem Wissen, dass viele von denen, die wir verloren haben, ihr ganzes Leben noch vor sich hatten", sagte Trudeau. Er sprach Angehörigen und Freunden der Opfer Mut zu und versicherte: "An die gesamte Humboldt-Gemeinde: Wir sind für euch da. Das ganze Land steht hinter euch."

Er habe Dinge gesehen, die er nie wieder sehen wolle, sagt der Pastor

"Ich habe Dinge gesehen, die ich nie wieder sehen will", sagte der sichtlich bewegte Pastor Sean Brandow in seiner Traueransprache. Er war kurz nach dem Unglück zur Unfallstelle gefahren. Im Stadion waren weit mehr als die bei Spielen zugelassenen 2000 Besucher, zudem wurde die Trauerfeier in mehreren öffentlichen Gebäuden der Kleinstadt übertragen. Viele Besucher trugen Trikots der Broncos, gegen 19.30 Uhr wurde eine Schweigeminute abgehalten. Zu dieser Zeit hätte das Spiel gegen die Nipawin Hawks beginnen sollen. Die Spieler der Humboldt Broncos sind zwischen 16 und 21 Jahre alt.

Überall in Kanada kondolierten die Menschen, auch in der National Hockey League (NHL) wurden Schweigeminuten abgehalten. Die Spieler der Winnipeg Jets und der Chicago Blackhakws traten mit Trikots an, auf denen die Namensschriftzüge der Spieler durch "Broncos" ersetzt wurden. Eishockey ist in Kanada äußerst populär, gerade die abgelegenen Orte fühlen sich durch den Sport verbunden.

Auch US-Präsident Donald Trump bekundete in einem Tweet seine Anteilnahme. Hochemotional zeigte sich der Präsident der Junioren-Eishockeyliga in Saskatchewan, Bill Chow. Mit den Tränen kämpfend sagte er bei einer Pressekonferenz: "Der größte Albtraum ist passiert." Kevin Garinger, Präsident der Broncos-Juniorenmannschaft, sagte: "Alles an dieser Tragödie ist beispiellos."

Die Ursache des Unglücks ist immer noch unklar. Der Fahrer des Sattelschleppers, der unverletzt blieb, wurde während der laufendenden Ermittlungen nicht festgesetzt, wie der TV-Sender BBC unter Berufung auf Polizeiinformationen berichtete. Aufnahmen vom Unfallort zeigten ein Bild der Verwüstung: Am Rande der Schnellstraße 35 lagen die umgekippten Fahrzeugwracks, zwischen Trümmern und Teilen der Lkw-Ladung waren Eishockeyspieler-Taschen und andere Habseligkeiten der Team-Mitglieder verstreut. Der vordere Teil des Busses war bis zur Unkenntlichkeit zerstört.

SZ/DPA/AFP

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