Kampf gegen organisiertes Verbrechen:Italiens Polizei gelingt Großschlag gegen Mafia-Clans

Ein Großaufgebot der italienischen Polizei hat 151 mutmaßliche Mafiosi verhaftet. Die Festgenommen sollen dem Ndrangheta-Clan angehören, der auch für Morde in Deutschland verantwortlich gemacht wird.

Bei mehreren Großrazzien hat die italienische Polizei 151 mutmaßliche Mafiosi festgenommen. 1300 Einsatzkräfte aus Spezialeinheiten waren mit 150 Haftbefehlen ausgerückt und nahmen Mitglieder der Mafia-Vereinigung "Ndrangheta" in den Provinzen Turin, Mailand, Modena und Reggio Calabria fest. Die Turiner Staatsanwaltschaft wirft den Festgenommenen vor allem Drogenhandel, illegalen Waffenbesitz, Betrug, Wucher und Erpressung vor.

Schlag gegen die Mafia

Carmine Amato, einer der 100 meistgesuchten Verbrecher Italiens, wird von der Polizei in Neapel verhaftet.

(Foto: dpa)

Während der Operation "Minotauro" wurden 120 Villen, Wohnungen und Ländereien der Ndrangheta durchsucht und beschlagnahmt, sowie mehr als 200 Konten und Tresorfächer gesperrt. Vorsorglich versiegelten die Ermittler auch zehn Unternehmen. Etwa 70 Millionen Euro Mafia-Gut wurden im Zuge der zahlreichen Durchsuchungen sichergestellt.

Die Staatsanwaltschaft zeigte sich zufrieden: "Der Angriff auf das Kapital und die Güter des organisierten Verbrechens ist die Gewinn-Strategie, um die Clans zu besiegen", erklärte Anti-Mafia-Staatsanwalt Piero Grasso.

Die kalabrische Ndrangheta hatte lange im Schatten der berüchtigten Mafia-Clans "Camorra" und "Cosa Nostra" agiert. Die Verhaftungen der vergangenen Monate zeigen aber, dass die organisierte Kriminalität nicht mehr nur im Süden Italiens ihr Unwesen treibt, sondern auch im reichen Norden Fuß gefasst hat. In Mailand habe man lange ruhig in dem Glauben geschlafen, es gebe die Mafia hier nicht, sagte Anti-Mafia-Autor Roberto Saviano. Nun werde man mit der Realität konfrontiert. Justiz und Staatsanwalt geben zwar fast täglich neue Erfolge durch Razzien, Festnahmen und Durchsuchungen bekannt, doch die Wurzeln der kriminellen Vereinigungen sind tief verankert und schwer zu zerstören.

Ndrangheta ist nicht nur in Italien aktiv: Sie hat sich auch in Nord- und Mitteleuropa ausgebreitet und agiert sogar in Deutschland. Dies wurde unter anderem durch die Duisburger Ndrangheta-Morde bekannt.

Indes gelang auch in Neapel ein Schlag gegen die Mafia: Ein Geschäftsmann wurde unter dem Verdacht festgenommen, die Camorra bei illegalen Geschäften mit Abfallbeseitigungs- und Müllverbrennungsanlagen unterstützt zu haben.

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