Kälteeinbruch:Winter hat Europa fest im Griff

Winterwetter in Hamburg

Ein mit Schneematsch verdrecktes Auto in Hamburg.

(Foto: dpa)

Tausende Glätteunfälle in Deutschland, vom Stromnetz abgeschnittene Gemeinden in Frankreich, Schneechaos in Moskau: Der Winter ist zurück - auch weit über die Grenzen Deutschlands hinaus.

Meteorologen sind einiges gewöhnt - aber die Wetterkapriolen dieser Tage sind auch für sie etwas Besonderes. Nur alle zehn bis 20 Jahre fällt im März so viel Schnee wie gerade eben. Mit dem Klimawandel habe das aber gar nichts zu tun, sagt Meteorologe Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst.

Auf der Autobahn 45 in Mittelhessen bei Wölfersheim (Wetteraukreis) liefen die Bergungsarbeiten nach einer Massenkarambolage in der gesamten Nacht. "Vor allem die Bergung der Lastwagen kann noch einige Zeit dauern", sagte ein Polizeisprecher in Gießen am frühen Mittwochmorgen. In Richtung Dortmund ist der Verkehr mittlerweile wieder freigegeben worden. In Richtung Hanau sei die Autobahn noch gesperrt, berichtete ein Polizeisprecher. Bei dem Serienunfall wurden nach Angaben der Polizei 30 Menschen verletzt, sechs davon schwer.

Am Dienstag hatte der Wintereinbruch zeitweise den Frankfurter Flughafen lahmgelegt. Vorübergehend waren alle Lande- und Startbahnen gesperrt. Nach Angaben des Flughafenbettreibers Fraport AG kamen die Arbeitsfahrzeuge mit dem Räumen nicht nach. Bis zum frühen Dienstagabend waren den Angaben zufolge etwa zwei Drittel der etwa 1200 Flüge ausgefallen. Der Flughafenbetreiber stellte etwa 1500 Feldbetten für Passagiere auf. Am Mittwochmorgen mussten bereits 82 Flüge wegen des Winterwetters gestrichen werden, wie ein Fraport-Sprecher berichtete. "Das werden mit Sicherheit noch mehr", sagte er. Im Gegensatz zum Vortag sehe es heute aber schon wieder nach einem ruhigeren Tag aus.

Meteorologen machen noch keine Hoffnung auf Frühling: Der "Märzwinter" breitet sich sogar noch auf ganz Deutschland aus. Im Laufe der Woche soll der Frost auch den Süden erreichen. Am Wochenende erwarten die Meteorologen dann leichte Milderung. Von einem "Märzwinter" sprechen die Experten, wenn ein Kälteeinbruch den Frühling im März noch einmal ausbremst.

Zehntausende französische Haushalte ohne Strom

Auch im Rest Europas ist der Winter mit Wucht zurückgekehrt. Nach dem Schnee vom Dienstag hat an diesem Mittwoch Glatteis den Verkehr in Frankreich teilweise zum Erliegen gebracht. Etwa 2500 Auto- und Lkw-Fahrer steckten am Morgen auf der Autobahn A1 in Nordfrankreich fest, wie die Präfektur des Départements Somme mitteilte.

Im Großraum Paris fiel der Busverkehr wegen einer Eisschicht auf den Fahrbahnen fast vollständig aus. Wie das Transportunternehmen RATP bekanntgab, lief der Verkehr nur auf zwölf von 360 Buslinien. Bei der Bahn rollten die Züge hingegen wieder. Die Hochgeschwindigkeitszüge TGV, Thalys und Eurostar, die am Dienstag wegen der heftigen Schneefälle komplett ausgefallen waren, konnten dagegen wieder fahren.

Premierminister Jean-Marc Ayrault warnte die Franzosen, dass es "noch 48 schwierige Stunden" wegen Eis und Schnee geben werde. Zehntausende Haushalte sind im Norden und Westen Frankreichs von der Stromversorgung abgeschnitten.

Moskau: Härtester Winter seit 100 Jahren

In Russland hat stundenlanger Schneefall zu massiven Behinderungen auf Flughäfen und Straßen geführt. Allein in Moskau waren am Mittwoch Tausende Arbeiter im Einsatz, um die Wege von Glatteis und sieben Zentimetern Neuschnee zu befreien. "Soviel Schnee im Monat März fiel in Moskau zuletzt vor etwa 50 Jahren", sagte Vizebürgermeister Pjotr Birjukow der Agentur Interfax zufolge.

In der Metropole stauten sich die Autos viele Kilometer lang. Auf den drei internationalen Flughäfen der Millionenstadt kam es zu Ausfällen und Verspätungen. Im härtesten Winter seit etwa 100 Jahren in Russland seien schon rund 300 Menschen erfroren, hieß es.

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