Kälte und Nässe in Kaschmir:Vielen Erdbebenopfern droht eine Lungenentzündung

Der vor der Tür stehende Winter verschärft die Situation in den Katastrophengebieten in Kaschmir. Ärzte warnen vor der Gefahr von Atemwegserkrankungen bei den vielen obdachlosen Erdbebenopfern.

Den Erdbebenopfern in Kaschmir drohen nach Einschätzung der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" in den kommenden Wochen vermehrt Atemwegserkrankungen wie Lungenentzündung oder Tuberkulose.

Kälte und Nässe in Kaschmir: Pakistanisches Erdbebenopfer mit seinen Habseligkeiten.

Pakistanisches Erdbebenopfer mit seinen Habseligkeiten.

(Foto: Foto: AFP)

"Der Winter steht vor der Tür. Viele Menschen haben kein Dach mehr über dem Kopf und die Wasser- und Lebensmittelversorgung ist zusammengebrochen", sagte Joost Butenop, Arzt und Vize-Projektleiter bei der Hilfsorganisation am Mittwoch.

"Kälte und Nässe erhöhen das Risiko für Atemwegserkrankungen sowie Durchfall, insbesondere bei Kindern", ergänzte er. Die Gefahr einer großen Cholera-Epidemie stehe jedoch nicht im Vordergrund. Um das Risiko zu reduzieren, würden Frühwarnsysteme aufgebaut.

"Tote bergen keine erhöhte Seuchengefahr"

Durch die vielen Toten, die zur Zeit noch unbestattet im Katastrophengebiet liegen, gibt es laut Butenop keine Seuchengefahr. "Von Leichen geht nach Naturkatastrophen in der Regel keine erhöhte Gesundheitsgefahr aus", betonte er.

"Auch nach dem Tsunami hat Verwesung nur eine untergeordnete Rolle bei der Seuchengefahr gespielt", ergänzte er.

Das Berühren oder Transportieren der Toten sei in der Regel ungefährlich, dennoch sollten Schutzhandschuhe getragen werden. Nur wenn ein Opfer Träger von Krankheitskeimen sei und diese zusätzlich ins Trinkwasser gelangten, könnten Gesundheitsgefahren entstehen.

Vielen Erdbebenopfern droht eine Lungenentzündung

"Ärzte ohne Grenzen" wird Ende der Woche mit mehr als 50 internationalen Mitarbeitern in Pakistan und Indien helfen. "Dabei geht es um klassische medizinische Nothilfe, psychologische Unterstützung, die Bereitstellung von Trinkwasser und winterfesten Unterkünften", sagte der Mediziner.

"Es gibt relativ viele Verletzte. Es geht darum, Wundinfektionen zu verhindern."

Unterdessen traf US-Außenministerin Condoleezza Rice im Erdbebengebiet ein. Dort will sie politische Gespräche führen und sich ein Bild vom Ausmaß der Verwüstungen machen.

US-Hilfe aufgestockt

Sie kündigte an, dass Washington die Hilfe für die Erdbebenopfer von bislang 50 Millionen Dollar (42 Millionen Euro) aufstocken will. "Ich möchte dem pakistanischen Volk versichern, dass die internationale Gemeinschaft, die USA und alle Amerikaner in dieser schrecklichen Zeit mit ihm sind", sagte sie.

In Islamabad landete auch das erste Flugzeug des Erzrivalen Indien mit Zelten, Medikamenten und anderen Hilfsgütern an Bord. Es ist die erste Aktion Indiens für Pakistan dieser Art seit Menschengedenken.

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