JVA Münster:Flucht über die Regenrinne

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Sicherheitspanne wegen maroder Gebäude: Zwei Häftlinge sind aus dem Gefängnis in Münster ausgebrochen. Sie flüchteten durch das beschädigte Gitter eines Toilettenfensters.

In Nordrhein-Westfalen ist es erneut zu einer Sicherheitspanne in einem Gefängnis gekommen: Zwei Strafgefangene der Justizvollzugsanstalt in Münster sind über das Dachfenster einer Toilette aus dem Gefängnis entkommen. Die beiden 34 und 25 Jahre alten Häftlinge seien nach ersten Erkenntnissen aus der Toilette des gefängniseigenen Stuhlproduktionsbetriebs gegen 7 Uhr morgens über ein Oberlicht geflüchtet. Dort war ein Gitterstab herausgebrochen, teilte das Landesjustizministerium in Düsseldorf mit. Die Ausbrecher gelangten auf das Flachdach der Werkhalle und rutschen an der Regenrinne hinunter ins Freie.

Aus der Justizvollzugsanstalt Münster sind am Morgen zwei Häftlinge geflüchtet. (Foto: Foto: ddp)

Den Angaben zufolge stammen beide Männer aus Südosteuropa. Bei einem der Häftlinge soll es sich um einen 34 Jahre alten Mann handeln, der wegen Einbruchdiebstahls zu zwei Jahren Haft verurteilt worden war. Der zweite Ausbrecher sei 25 Jahre alt und verbüßte eine vierjährige Haftstrafe wegen Bandendiebstahls. Beide würden als nicht gewalttätig eingeschätzt, teilte die JVA weiter mit . Gegen beide Ausbrecher sei ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden.

Die Justizvollzugsanstalt Münster gehört zu den ältesten Gefängnissen in Nordrhein-Westfalen und liegt am Rand der Innenstadt in Bahnhofsnähe. In dem mehr als 150 Jahre alten Gebäude sitzen derzeit rund 500 Gefangene ein, von denen die Mehrheit geringe Freiheitsstrafen verbüßt. Insgesamt arbeiten in der JVA 275 Bedienstete. Auf der Internetseite der Anstalt wird auf die alte Bausubstanz des Gebäudes hingewiesen, die an "vielen Stellen verbraucht" sei. "Renovierungen und ständige Reparaturen prägen und belasten den Alltag von Inhaftierten und Bediensteten", heißt es.

Erst im November waren bei einem spektakulären Gefängnis-Ausbruch in Aachen zwei Schwerverbrecher entflohen. Sie waren mehrere Tage auf der Flucht. In der Folge entbrannten Diskussionen zur Überbelegung und mangelndem Personal in nordrhein-westfälischen Gefängnissen.

Die beiden Männer waren unter anderem wegen Mordes und Mordversuchs zu lebenslanger Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt worden. Mit zwei Pistolen flohen sie unter Mithilfe eines Aushilfswärters der JVA Aachen. Sie hielten mehrere Geiseln in ihrer Gewalt.

Angesichts der neuen Gefängnisausbrüche stellt das Land jetzt die Sicherheit in den Justizvollzugsanstalten Aachen und Münster auf den Prüfstand. Eine Expertenkommission, die sich zunächst nur die Aachener Anstalt vornehmen sollte, werde kurzfristig auch das Gefängnis in Münster "unter die Lupe" nehmen, teilte das Justizministerium mit.

Die Ausbruchzahlen seien zwar deutlich gesunken, "aber es gibt offenbar immer noch Schwachstellen", erklärte Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter. Sie werde die Leiter aller Anstalten im Land für Mittwoch zu einer Dienstbesprechung ins Ministerium beordern.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa/abis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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