Jugendgewalt:Junge Frauen verletzen Streitschlichter schwer

Brutalität gegen Helfer: An einem Frankfurter U-Bahnhof greifen Frauen einen mutigen Fahrgast an. Ähnlich ergeht es einem Iraker in Sachsen-Anhalt, der Randalierer stoppen will.

Das Entsetzen über den Fall Dominik Brunner war groß. Jugendliche hatten ihn am S-Bahnhof Solln totgeprügelt. Der Geschäftsmann hatte sich schützend vor vier Teenager gestellt, die von Heranwachsenden bedroht worden waren - und wurde für seine Zivilcourage mit Schlägen und Tritten bestraft. Doch der Münchner Fall ist nicht der einzige dieser Art. In Frankfurt haben jetzt drei junge Frauen einen U-Bahn-Fahrgast attackiert, der einem bedrängten Mann helfen wollte.

Die Frauen im Alter zwischen 17 und 19 Jahren verletzten am Mittwochabend den Fahrgast schwer. Er wollte einem anderen von dem Trio bedrängten Mann helfen und packte eine der Frauen am Arm, wie die Polizei mitteilte. Die Frauen griffen daraufhin den 51-Jährigen an und stießen ihn an einer Haltestelle aus dem Waggon.

Der Mann prallte den Angaben zufolge mit dem Kopf gegen einen Mülleimer und blieb wehrlos auf dem Bahnsteig liegen. Dennoch trat mindestens eine der Tatverdächtigen gegen Kopf und Oberkörper des Opfers. Erst als der alarmierte Zugführer herbeieilte, ließen die Frauen von dem Schwerverletzten ab und flüchteten.

Zahlreiche Gaffer, niemand hilft

Wenig später konnten die Beamten sie in der Nähe der Station festnehmen. Sie seien der Polizei bereits wegen Körperverletzung und Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz bekannt, berichtete Sprecher Karlheinz Wagner. Alle drei standen unter Alkoholeinfluss.

Laut Wagner befanden sich sowohl in der U-Bahn als auch auf dem Bahnsteig zahlreiche Fahrgäste, doch niemand griff ein oder half dem Attackierten. Erst eine Zeugin, die die Umherstehenden vergeblich um Unterstützung gebeten habe, habe die Polizei alarmiert.

Beim Eintreffen mehrerer Funkstreifenbesatzungen seien die Schaulustigen dann weggegangen. Das Opfer musste ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Ähnlicher Fall in Landshut

Erst am vergangenen Samstag war in Bayern ein Mann, der einen Streit zwischen Jugendlichen schlichten wollte, brutal zusammengeschlagen worden. Der 36-Jährige war in Landshut dazwischengegangen, als sich in einer Gruppe von etwa zehn Jugendlichen ein Handgemenge entwickelte. Daraufhin wurde dem Helfer ein Faustschlag ins Gesicht verpasst, ein 17-Jähriger soll dann mit dem Knie zweimal gegen den Kopf des am Boden liegenden Mannes getreten haben.

In Schönebeck in in Sachsen-Anhalt haben fünf Unbekannte in der Nacht zum Mittwoch einen Iraker krankenhausreif geschlagen. "Der 24-Jährige hat innere Verletzungen, eine Gehirnerschütterung und Blessuren im Gesicht erlitten und muss wohl bis zum Samstag im Krankenhaus bleiben", sagte Steve Szegedi, leitender Einsatzbeamter der Polizei in Bernburg.

Nach Angaben der Polizei hatten die Täter zwischen ein und drei Uhr in der Nähe der türkischen Gaststätte "Pionierhaus" Lampen am Gehweg zerschlagen. Der Iraker, der in dem Lokal arbeitet, habe einschreiten wollen und sei dann mit Fäusten attackiert worden. Ein 26-jähriger Mann, der dem Opfer helfen wollte, wurde ebenfalls angegriffen

Die Täter seien geflüchtet. Es handle sich um vier Männer und eine Frau im Alter von 17 bis 22 Jahren. Ob die Täter aus der rechtsextremen Szene kommen, sei noch unklar. Die Polizei hat nun Ermittlungen wegen versuchten Totschlags, gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung eingeleitet - und sucht nach den Tätern. Sie erhoffen sich dabei von Zeugen Hinweise.

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