Jemen: Entführung mit Toten:Sicherheitskreise verdächtigen al-Qaida

Mindestens drei der neun verschleppten Ausländer im Jemen sind tot. Deutsche Sicherheitsbehörden vermuten die al-Qaida hinter der Tat.

P. Blechschmidt

Alle neun im Jemen entführten Ausländer, unter ihnen sieben Deutsche, sind offenbar ermordet worden. Davon gehen nach Informationen der Süddeutschen Zeitung die deutschen Sicherheitsbehörden aus.

Jemen, Soldaten, AP

Wer steckt hinter der Tat, was genau ist passiert: Vieles ist im Fall der im Jemen Entführten Ausländer noch im Dunkeln.

(Foto: Foto: AP)

Sie vermuten, dass die Gruppe Opfer der Terror-Organisation al-Qaida geworden ist. Eine offizielle Bestätigung für den Tod der neun Menschen gab es am Montagabend allerdings noch nicht. Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte lediglich, man bemühe sich in ständigen Kontakten mit der jemenitischen Regierung und mit der Botschaft in Sanaa um eine Verifizierung.

Mehrere Nachrichtenagenturen hatten am Montagmittag zunächst gemeldet, drei deutsche Frauen seien in der Provinz Saada im Nordwesten des Jemen ermordet aufgefunden worden. Drei Stunden später verbreitete die Agentur AP unter Berufung auf jemenitische Sicherheitskreise, es seien sechs weitere Tote gefunden worden, darunter drei Kinder.

Bei den Opfern handelt es sich um einen deutschen Techniker, der für die niederländische Hilfsorganisation Worldwide Services in einem Krankenhaus in Saada gearbeitet hatte, um seine Ehefrau und um deren drei Kinder, von denen das jüngste noch nicht ein Jahr alt gewesen sein soll.

Außerdem gehörten zwei deutsche Krankenschwestern sowie eine Südkoreanerin und ein Brite zu der Gruppe, die am Freitag von einem Ausflug nicht zurückgekehrt war. Das jementische Innenministerium teilte am späten Montagabend auf einer Internetseite des Verteidigungsministeriums mit, die Leichen von zwei Deutschen und der Südkoreanerin seien gefunden worden.

Im Auswärtigen Amt wurde nur gesagt, es gebe Hinweise auf eine Entführung, aber keine Kontaktaufnahme durch Kidnapper, geschweige denn, dass Forderungen übermittelt worden seien.

Die Ratlosigkeit vergrößerte sich noch, als erste Meldungen über die Ermordung der Geiseln eintrafen. "Die Lage ist völlig unklar", hieß es in den Ministerien der Hauptstadt. Kanzlerin Angela Merkel, die bei einem Presseauftritt mit dem Premierminister von Simbabwe, Morgan Tsvangirai, gefragt wurde, konnte auch nur sagen: "Wir kennen diese Meldungen. Wir gehen dem nach."

Bezeichnend für die ungesicherte Nachrichtenlage waren dann später Meldungen der Deutschen Presse-Agentur, dass zwei der Kinder lebend gefunden worden seien.

Die widersprüchlichen Meldungen lösten eine Flut von Spekulationen über die Täter und ihre Motive aus. Entführungen von Ausländern sind im Jemen nicht ungewöhnlich. Bisher waren die Kidnapper in der Regel Stammesangehörige, die mit den Geiselnahmen die Regierung zu Zugeständnissen zwingen wollten.

Angesichts des brutalen Vorgehens der Täter in diesem Fall gehen die deutschen Sicherheitsbehörden jedoch von einer Terroraktion der al-Qaida aus. "Deutsche sind im besonderen Fokus von al-Qaida", sagte ein hochrangiger Sicherheitsexperte der SZ. "Al-Qaida verschärft die Lage. Wir müssen mit weiteren Toten rechnen."

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