Japan:Rentnerglück für den Kaiser

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Darf sich in den Ruhestand zurückziehen: der japanische Kaiser Akihito. (Foto: Shizuo Kambayashi/dpa)

Der japanische Monarch Akihito darf abdanken - und ist sehr erleichtert. Vielleicht könnte es irgendwann sogar eine Thronfolgerin geben.

Von Christoph Neidhart, Tokio

Noch vor einem Jahr hatte der japanische Kaiser Akihito die Regierung mit seinem Anliegen völlig überrumpelt. Am Freitag hat das Parlament dann seinem Wunsch entsprochen und ein Gesetz bestätigt, das es dem 83-Jährigen erlaubt, in den Ruhestand zu gehen. Der Tenno, wie der Kaiser auch genannt wird, darf nun definitiv zurücktreten. Er sehe sich, sagte er vor einem Jahr, in Zukunft nicht mehr in der Lage, seine Repräsentationspflichten alle zu leisten, seine Gesundheit lasse nach. Vermutlich wird der Kaiser am 23. Dezember 2018 zurücktreten, an seinem 85. Geburtstag. Als 126. Kaiser wird ihn dann der 57-jährige Kronprinz Naruhito ablösen, sein ältester Sohn.

Obwohl in Japans Geschichte fast die Hälfte aller Kaiser zurückgetreten sind, um ihrem Nachfolger Platz zu machen, ist diese Praxis in den letzten 200 Jahren de facto schwer aus der Mode gekommen. Der Zwang, bis zum Tod Kaiser bleiben zu müssen, tauchte erstmals Ende des 19. Jahrhunderts in den Entwürfen zum Hofamtsgesetz auf, nachdem der Meiji-Kaiser als erster Tenno der Neuzeit tatsächlich regierte. Zuvor hatten die Kaiser 700 Jahre lang zurückgezogen als Hohepriester des Shintoismus in Kyoto gelebt. Japan wurde in dieser Zeit vom Shogun, einer Art Militärdiktator, regiert.

Japan sorgt sich um die Zukunft der Dynastie und denkt schon über Thronfolgerinnen nach

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde dem Kaiser jegliche Macht wieder entzogen. Die Verfassung bezeichnet ihn nicht als Staatsoberhaupt, sondern als "Symbol der japanischen Nation". Doch das ist nicht ihr Grund, einen Kaiser-Rücktritt nur als einmalige Ausnahme zu erlauben. Japan sorgt sich vielmehr um den Fortbestand der ältesten Monarchie der Welt. Offiziell ist die dynastische Erbfolge, die auf die Sonnengöttin zurückgehen soll, in 125 Generationen nie unterbrochen worden, obwohl das manche Historiker bezweifeln. Doch da die Japaner 1945 auf Druck der Alliierten den Adel abschafften, behielten einzig die unmittelbaren Familien des damaligen Kaisers ihren Stand. Das hat dazu geführt, dass es außer Naruhito in der Familie nur noch zwei männliche Erben gibt, seinen jüngeren Bruder Fumihito und dessen Sohn, den zehnjährigen Hisahito. Die übrigen Enkelkinder sind Mädchen. Doch nach dem Hofamtsgesetz kommen sie für den Thron nicht infrage. Mit der Heirat verlieren sie sogar ihren Status.

Das japanische Parlament macht sich also Sorgen um den Fortbestand der Dynastie. An das neue Abdankungsgesetz für den Kaiser wurde deshalb gleich eine Resolution angehängt, die die Regierung auffordert, die Thronfolge neu zu regeln. Besonders die Demokratische Partei fordert, Japan sollte künftig Thronfolgerinnen zulassen. Sie weiß dafür eine Mehrheit der Japaner und - noch entscheidender - der Japanerinnen hinter sich.

Denn es sind die Japanerinnen, die ihrem Kaiser den Ruhestand gönnen, seine bescheidene Art kommt bei ihnen gut an. Jetzt muss noch Premierminister Shinzō Abe überzeugt werden, der strikt dagegen ist, sonst aber bei jeder Gelegenheit behauptet, er setze sich für die Japanerinnen ein, damit sie in der Gesellschaft "glänzen" können.

© SZ vom 12.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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