Japan:Mann wegen Waffen aus 3D-Drucker verhaftet

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Sie sehen aus wie plumpes Spielzeug, sind aber voll funktionsfähig: Ein 27-Jähriger Japaner hat mit einem 3D-Drucker fünf Schusswaffen aus Kunstharz produziert. Den Printer hatte er sich für etwa 500 Euro legal online gekauft. Der Universitätsangestellte wurde festgenommen.

Von Christoph Neidhart, Tokio

Er ist der erste Japaner, dem ein Vergehen mit einem 3D-Printer vorgeworfen wird: Die japanische Polizei hat einen 27-jährigen Universitätsangestellten verhaftet, weil dieser mit einem 3D-Drucker fünf Schusswaffen aus Kunstharz produziert hat. Zwei der Waffen, die aussehen wie plumpes Spielzeug, sind voll funktionsfähig. Nach Angaben der Polizei könnte man damit eine 2,5 Zentimeter dicke Sperrholzplatte durchschießen. Munition fanden die Beamten bei einer Hausdurchsuchung keine.

Der junge Mann, der beim "Shonan Institute of Technology" angestellt ist, behauptet, er habe gar nicht gewusst, dass er damit gegen das Gesetz verstoße. Er war bereits Mitte April festgenommen worden, aber die Polizei von Kawasaki, der westlichen Nachbarstadt von Tokio, hat die Öffentlichkeit erst diese Woche informiert. Obwohl die Unschuldsvermutung auch in Japan gilt, gab die Polizei den vollen Namen des Mannes bekannt, es wurde auch ein Bild von ihm veröffentlicht. Das ist in Japan üblich, soll in diesem Fall aber wohl besonders abschreckend wirken.

Herstellung von Schusswaffen ist in Japan strafbar

Japan hat eines der strengsten Waffengesetze der Welt. Nicht nur der Gebrauch von Schusswaffen, auch ihre Herstellung und der Besitz werden so streng bestraft, dass dies sogar die Yakuza abschrecke, die japanische Mafia, wie Yakuza-Experte Jake Adelstein sagt. Dieses Gesetz wirkt sich positiv aus: Von allen Industriestaaten hat Japan die geringste Kriminalitätsrate, drei Viertel aller Verbrechen sind Diebstähle. Gewaltverbrechen gibt es kaum, die Mordrate lag im Jahr 2013 bei 0,74 auf 100 000 Einwohner.

Aufmerksam geworden war die Polizei auf den jungen Mann bereits im Winter. Er hatte eine blaue und eine gelbe Kunstharz-Pistole und einen weißen Revolver im Netz präsentiert und dazu Baupläne veröffentlicht. In einem Kommentar schrieb er, es sei ein fundamentales Menschenrecht, Waffen zu tragen. Den 3D-Printer hatte er sich für etwa 500 Euro legal online gekauft. Die Polizei beschlagnahmte jetzt das Gerät.

Weltweit machen sich Sicherheitsexperten derzeit Sorgen, solche selbst gebauten Mordinstrumente könnten auch Terroristen in die Hände fallen. Der Ausdruck der Einzelteile geschieht daheim, am Flughafen kann das Material zumindest von Metalldetektoren nicht erkannt werden. Die japanische Polizei prüft nun, ob nicht schon das bloße Besorgen von Waffen-Bauplänen im Netz eine Straftat nach japanischem Recht darstellen könnte. "Wenn wir diese Objekte als Waffen ansehen, haben wir gar keine andere Wahl", sagte ein Polizeisprecher nach der Verhaftung des Bastlers. Der hofft nun, mit einer Geldbuße davonzukommen.

© SZ vom 09.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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