Italienische Mafia:Bombe explodiert vor Gericht

Ein Sprengsatz detoniert vor einem Gerichtsgebäude - direkt vor dem Eingang zur Staatsanwaltschaft. Die Ermittler vermuten den Mafia-Clan 'Ndrangheta hinter dem Anschlag.

In der süditalienischen Region Kalabrien haben Unbekannte einen Bombenanschlag auf ein Gericht verübt. Vor dem Eingang des Gebäudes, das zur Staatsanwaltschaft von Reggio di Calabria führt, sei am Sonntag eine Bombe explodiert, zitierte die Nachrichtenagentur Ansa Vertreter von Polizei und Justiz. Die Behörden machten den kalabrischen Mafia-Clan 'Ndrangheta für die Tat verantwortlich.

Italienische Mafia: Spurensicherung am Tatort: Die Ermittler vermutet die Mafia hinter dem Anschlag.

Spurensicherung am Tatort: Die Ermittler vermutet die Mafia hinter dem Anschlag.

(Foto: Foto: AP)

Aufnahmen der Überwachungskameras hätten zwei Männer mit Motorradhelmen gezeigt, die auf Vespas gekommen seien und den Sprengsatz deponiert hätten, sagte Staatsanwalt Salvatore di Landro der Nachrichtenagentur Ansa. Das Attentat habe direkt der Staatsanwaltschaft gegolten und sei eine Reaktion auf deren Arbeit: Jüngst sei mehrfach Eigentum der Mafia-Clans beschlagnahmt worden, zudem liefen derzeit mehrere Berufungsverfahren gegen Drahtzieher im organisierten Verbrechen.

Menschen kamen bei dem Anschlag den Angaben zufolge nicht zu Schaden, durch die Wucht der Explosion wurde jedoch das Gebäude beschädigt. Die selbstgebastelte Bombe bestand aus einer Gasflasche, der ein explosives Gemisch beigefügt wurde.

Der stellvertretende Staatsanwalt der Region sprach von einem "extrem schlimmen" Vorfall. Im Kampf gegen das organisierte Verbrechen hätten die Behörden ihre Taktik geändert, was den Kriminellen "ganz sicher nicht gefällt", sagte Franco Mollace Ansa.

Der Präsident der Region, Agazio Loiero, sprach von einem Einschüchterungsversuch gegen die lokale Justiz, diese werde sich jedoch nicht beeindrucken lassen. Italiens oberster Anti-Mafia-Ermittler, Staatsanwalt Piero Grasso, sprach seinen Kollegen in Reggio di Calabria seine Solidarität und sein Mitgefühl aus.

Erst kurz vor Weihnachten war die Bar von Angehörigen eines Mafia-Bosses angegriffen worden, der im Bemühen um eine mildere Strafe im Zusammenhang mit Prozessen wegen Drogen- und Waffenhandels mit der Justiz zusammengearbeitet hatte.

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