Italien:Frau will Samenspende von Komapatienten

Umstrittener Kinderwunsch: Eine Italienerin will sich mit dem Samen eines Komapatienten künstlich befruchten lassen - ein Gericht lehnt ab.

Künstliche Befruchtung durch einen Koma-Patienten abgelehnt: Eine Frau in Italien darf sich nach einem Gerichtsurteil nicht mit dem Samen ihres im Koma liegenden Ehemannes befruchten lassen. Das berichtet die Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera.

Italien: Mittels künstlicher Befruchtung will eine Frau von ihrem Mann, der im Koma liegt,  schwanger werden.

Mittels künstlicher Befruchtung will eine Frau von ihrem Mann, der im Koma liegt, schwanger werden.

(Foto: Foto: dpa)

Das Zivilgericht von Vigevano in Norditalien urteilte, die Frau habe den Wunsch ihres Mannes, Vater zu werden, nicht ausreichend nachweisen können. Darüber hinaus sehe die italienische Rechtsprechung die künstliche Befruchtung lediglich für unfruchtbare Paare vor.

Auch der Einsatz von Spendersamen scheidet nach italienischem Recht aus. Das Parlament in Rom hatte 2002 eines der restriktivsten Fortpflanzungsgesetze in Europa verabschiedet. Dieses sieht künstliche Befruchtungen nur bei Ehepaaren vor.

Die Klage eingereicht hatte der Vater des Koma-Patienten, der die Vormundschaft innehat, berichtet die spanische Nachrichtenagentur EFE. Der Anwalt der Frau aus Vigevano bei Pavia monierte, dass das Gericht mehrere Zeugenaussagen, die den Kinderwunsch des Mannes bestätigten, nicht zugelassen habe. Der 35-Jährige liegt italienischen Medienberichten zufolge aufgrund eines Gehirntumors im Endstadium im Koma. Der Anwalt kündigte bereits an, dass er gegen das Urteil in Berufung gehen wolle.

Im Februar hatte der umstrittene Gynäkologe Severino Antinori dem Mann bereits Samen entnommen. Bislang war noch keine Italienerin mit dem Sperma eines im Koma liegenden Mannes befruchtet worden. Antinori, der immer wieder damit Schlagzeilen machte, dass er älteren Frauen zum Mutterglück verhelfe, zuletzt einer 62-jährigen Britin, zeigte sich italienischen Medienberichten zufolge verärgert über die Gerichtsentscheidung: Er bezeichnete das Urteil als "Taliban-Entscheidung". Der Fortpflanzungsmediziner will den bereits entnommenen Samen des Mannes im Ausland für die Befruchtung verwenden, falls die Berufungsinstanz an der Entscheidung festhält.

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