Italien:Die Erde gibt keine Ruhe

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Heftige Erdstöße erschüttern erneut die im August schwer getroffenen Regionen in der Mitte des Landes.

Von Oliver Meiler, Rom

Zwei Monate nach dem verheerenden Unglück von Amatrice, Accumoli und Arquata del Tronto hat am Mittwochabend, kurz nach 19 Uhr und um 21.30 Uhr, die Erde in Mittelitalien erneut so stark gebebt, dass die Erschütterungen in einem Umkreis von 200 Kilometern zu spüren waren. So auch in Rom, wo viele Menschen aus Sorge ihre Häuser verließen. Die Geräte des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie maßen beim ersten Beben eine Stärke von 5,4, beim zweiten 5,9. Die Experten des Instituts gehen davon aus, dass es sich um Nachbeben handelte, wenn auch um besonders starke. Das Phänomen der Schwarmbeben könne noch mehrere Monate andauern.

Das Epizentrum des ersten Bebens lag unter Castelsantangelo sul Nera, einem kleinen Dorf in den Marken, 320 Einwohner, nur einige Dutzend Kilometer entfernt von den Ortschaften, die am 24. August getroffen worden waren. Der Bürgermeister der Gemeinde, Mauro Falcucci, erzählte Medien, der Erdstoß habe die Stromzufuhr unterbrochen. Er ging von einzelnen eingestürzten Häusern aus. Der Zivilschutz berichtete von zwei Verletzten in dem etwas größeren Ort Visso, der wie Castelsantangelo in der Provinz Macerata liegt. Aus Visso zeigten Fernsehsender den Platz einer Kirche, auf dem Trümmer lagen. Die Kirche aber stand noch.

Auch in Amatrice und Arquata war das Beben so stark, dass einige bereits beschädigte Häuser weiter zerstört wurden. Getroffen wurden Gebäude in der "Roten Zone", die seit dem Hauptbeben größtenteils evakuiert ist. Viele Bewohner der getroffenen Dörfer haben mittlerweile die Zeltlager verlassen und wohnen nun bei Verwandten oder in Hotels und Wohnungen, die ihnen der Staat zur Verfügung stellt. In einigen Monaten sollen die Fertighäuser stehen, die für die Zeit des Wiederaufbaus als Unterkünfte dienen werden.

Premier Matteo Renzi unterbrach am Abend seine Pläne, um zum Regierungssitz zurückzukehren: Er war in einer TV-Talkshow erwartet worden. Auf den Nachrichtensendern wurden ständig Ratschläge des Roten Kreuzes eingeblendet, wie man sich im Falle von Erdbeben verhalten solle. Aus Vorsicht wurden Straßen in der Region des Bebens gesperrt, nachdem auf der Via Salaria Steinquader auf die Fahrbahn gefallen waren.

© SZ vom 27.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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