Italien:Berlusconi muss zwei Millionen Euro Unterhalt überweisen - pro Monat

Berlusconi Ehefrau

Muss seiner Ex-Frau zwei Millionen Euro Unterhalt pro Monat zahlen: Der frühere italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi

(Foto: AFP)

Butler, Bodyguard, Luxusvilla: Italiens höchstes Gericht hat entschieden - der frühere Ministerpräsident muss seiner Ex ihr Luxusleben weiterfinanzieren, rückwirkend, seit der Trennung 2007.

Von Oliver Meiler, Rom

Neuerdings wird ja jede Trennung zum großen Rosenkrieg stilisiert, auch halbprominente. Einer aber verdient seinen Namen noch, er kommt aus Italien und bietet alles, was Boulevard und Voyeurismus nährt: verdorrte Blüten, einen Haufen Dornen, dazu Politik und People. Zehn Jahre dauert er nun schon, der Scheidungsstreit zwischen Silvio Berlusconi, heute 80, und Veronica Lario, 60. Und natürlich dreht er sich um sehr viel Geld.

Der römische Kassationshof, Italiens höchstes Gericht, hat nun entschieden, dass der Medienunternehmer und frühere Ministerpräsident seiner Ex und Mutter dreier gemeinsamer Kinder für die Zeit seit ihrer Trennung, ab 2007, definitiv zwei Millionen Euro Unterhalt überweisen muss - und zwar für jeden Monat, rückwirkend. Miriam Bartolini, wie die frühere Schauspielerin mit bürgerlichem Namen heisst, soll sich mit den Zuwendungen jenen Lebensstandard finanzieren können, den sie während der Ehe genossen hatte. Es war ein Leben in Opulenz. Dazu gehörte ein Dutzend Bediensteter: Köche, Sekretäre, Fahrer, ein Butler, Bodyguards. Für Haar- und Fusspflege wurden nur die besten Fachkräfte ins Haus bestellt. Den Sommer verbrachte das Paar in einer Luxusvilla auf Sardinien, in der Karibik lag eine Jacht. Zwei Millionen pro Monat also, das sind ungefähr 70 000 Euro am Tag. Damit lässt sich wohl etwas anfangen.

Berlusconi fand es unfair, dass er so viel Geld zahlen soll

Lario hatte das Ende ihrer Ehe vor zehn Jahren mit einem offenen Brief in der Presse bekannt gemacht. Sie schrieb darin: "Ich ziehe den Vorhang." Sie könne nicht bei einem Mann bleiben, der mit Minderjährigen verkehre. Sie nannte ihn einen "Drachen" und die Mädchen "Jungfrauen", die sich ihm offerierten gegen etwas Berühmtheit und Geld. Die Italiener hielten die blumige Sprache damals für Metaphern, doch das sollte sich bald ändern. Lario forderte drei Millionen Euro im Monat und erhielt sie in erster Instanz auch zugesprochen. Ein Berufungsgericht verringerte die Summe dann auf zwei Millionen, worauf Berlusconi, dem das noch immer viel zu viel war, den Kassationshof anrief. In der Wirtschaftskrise, beteuerte er, sei er "deutlich ärmer" geworden, seine Firmen schrieben Verluste. Es sei unfair, dass er so viel Geld zahlen müsse.

Nun, die obersten Richter sahen es anders. Berlusconi, sagten sie, sei noch immer einer der reichsten Männer der Welt. Die Diskrepanz zwischen seinen Einkünften und jenen Veronica Larios seien so relevant, dass die Vergütung statthaft sei - wenigstens für die Jahre der Trennung, da der Bund der Ehe juristisch noch intakt war. Geschieden sind die beiden erst seit 2014. Die richterliche Unterscheidung zwischen Trennung und Scheidung ist deshalb wichtig, weil sie die nächste Front im Rosenkrieg eröffnet.

Vergangene Woche hatte der Kassationshof nämlich in einem ähnlich gelagerten Fall beschlossen, dass ein Mann, ein ehemaliger Minister, von der Pflicht entbunden wird, seiner Ex den Lebensstandard aus Ehezeiten zu finanzieren. Das Urteil gilt als historisch: Wer sich selber unterhalten kann, soll das fortan nach der Scheidung tun müssen - notfalls eben auf bescheidenerem Fuße. Berlusconi hofft nun, dass das Prinzip auch in seinem Fall gilt, und geht in Berufung gegen die Unterhaltszahlung, die nach der Scheidung beschlossen wurde: 1,6 Millionen Euro im Monat. Ganz illusorisch ist die Zuversicht nicht. Das Vermögen Veronica Larios wird auf 85 Millionen Euro geschätzt. Von wegen Dornen des Lebens.

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