Italien:Abtrünniger Mafia-Boss am Strand erschossen

Hinrichtung unter Mafiosi? Vor den Augen zahlreicher Strandbesucher in Süditalien sollen bestellte Killer einen ehemaligen Camorra-Boss erschossen haben. Der hatte schon vorher für Schlagzeilen gesorgt.

Die Polizei spricht von einer "Hinrichtung im klassischen Mafia-Stil": Mit mindestens sechs Schüssen sollen zwei mutmaßliche Camorra-Mitglieder einen abtrünnigen Mafia-Boss erschossen haben. Die Bluttat spielte sich am Strand Terracina in Süditalien unter den Augen von Hunderten Touristen ab, berichten italienische Medien. Anschließend flüchteten die Schützen. Am Strand brach Panik aus.

Mit einer halbautomatischen Pistole sei dem Opfer, das nur eine Badehose trug, vor den Augen seiner Familie ins Gesicht geschossen worden, teilte die Polizei mit. Die beiden Täter sollen den 48-Jährigen vor ihrem Anschlag mit einem Anruf zu sich gelockt haben. Der Zeitung Il Messagero zufolge konnte einer der Angreifer festgenommen werden. Der zweite sei in einem Kleinwagen geflüchtet.

Das Opfer führte Mafiosi an, die sich schon vor Jahren von dem mächtigen Di-Lauro-Clan losgesagt hatten und deshalb "Spalter" genannt wurden. Der Machtkampf unter den Rivalen hat in mehreren Stadtvierteln Neapels schon Dutzende Todesopfer gefordert.

Der Ermordete hatte früher für Schlagzeilen gesorgt, weil er bei einem Gesangsauftritt seiner zwölfjährigen Tochter in einer Neujahrssendung des staatlichen Rai-Fernsehens im Publikum zu sehen gewesen war. Tochter Mary widmete ihr Lied dem Vater. Der bekannte Anti-Mafia-Autor Roberto Saviano hatte diesen Auftritt scharf kritisiert.

Erst vor einer Woche haben italienische Mafia-Jäger einen besonderen Fang gemacht: Sondereinheiten nahmen bei Salerno in Kampanien mit dem 65-jährigen Camorra-Boss Francesco Matrone einen der meistgefürchteten Mafiosi fest. Der Chef des gleichnamigen Clans stand auf der Liste der neun gefährlichsten flüchtigen Kriminellen des italienischen Innenministeriums, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Matrone war in Abwesenheit wegen zweifachen Mordes zu jeweils lebenslänglicher Haft verurteilt worden.

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