Iran:Technisches Hilfswerk beendet die Suche

Am dritten Tag nach dem Erdbeben konnte noch ein Mädchen lebend aus Trümmern geborgen werden - doch die Hoffnung auf weitere Überlebende des Erdbebens ist so gering, dass die deutschen Helfer die Suche gestoppt haben.

Auch drei Tage nach dem verheerenden Erdbeben in Iran haben Rettungskräfte ein Mädchen lebend aus den Trümmern geborgen. Das etwa zwölf Jahre alte Kind habe sich das Bein gebrochen und sei bei seiner Rettung am Montagmorgen bewusstlos gewesen, sagte ein iranischer Helfer, Schokrollah Abbasi.

Das Mädchen sei mit Hilfe eines elektronischen Sensors entdeckt worden. "Sie blieb am Leben, weil das Dach nicht vollständig zusammenbrach", erklärte Abbasi. "Wir haben sie in der Küche gefunden."

In der Nähe des Kindes habe ein Teller Reis gestanden. Im gleichen Haus wurden die Leichen einer Frau und eines Jungen entdeckt.

Rettungstrupps sollen nach Deutschland zurückkehren

Da es kaum noch Hoffnung auf weitere Überlebende unter den Trümmern gibt hat das Technische Hilfswerk (THW) am Montagmorgen die Suche gestoppt. Die Rettungstrupps und Suchhunde sollen am Dienstagnachmittag nach Frankfurt am Main zurückkehren.

Es gebe derzeit keine Signale wie etwa Klopfzeichen mehr, auch aus der Bevölkerung kämen keine Hinweise auf mögliche Überlebende unter den Trümmern, sagte THW-Sprecher Nicolas Hefner. Berichte, wonach die Rettungskräfte zermürbt seien, träfen aber nicht zu. "Zwar ist die psychologische Belastung extrem hoch, aber unsere Mitarbeiter sind psychologisch geschult und erfahren im Umgang mit solchen Situationen", sagte Hefner.

Noch am Sonntagabend hätten Helfer in Bam gegen 21.00 Uhr unter den Trümmern eines Backsteinhauses Lebenszeichen geortet, ein so genanntes Bioradar habe den Hinweis auf eine lebende Person unter den Trümmer gestützt. Trotz der intensiven Bergungsarbeit habe das Herz des Opfers etwa zwei Minuten vor der möglichen Rettung am Montagmorgen aufgehört zu schlagen, sagte Hefner. Angaben über Alter und Geschlecht des Opfers konnte der Sprecher nicht machen.

Der vor Ort eingesetzte Mitarbeiter des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), Armin Schweda, erklärte im Bayerischen Rundfunk, dass beim Einsturz von Beton- oder Stahlkonstruktionen Hohlräume entstehen könnten, in denen Verschüttete einige Zeit überleben könnten. Die traditionelle Lehmbauweise in Iran verhindere allerdings die Bildung solcher Hohlräume.

Von chaotischen Zuständen in Südiran berichtete der Sprecher des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Lübbo Roewer: "Viele unserer Helfer sind langjährig schon im Ausland tätig und haben auch schon Naturkatastrophen miterlebt. Aber die sagen, eine solche Szenerie hätten sie noch nie gesehen."

Die Häuser seien wie Kartenhäuser zusammengebrochen. "Und das haben die noch nie vorgefunden, dass im Prinzip durch ein Erdbeben alles dem Erdboden gleich gemacht wurde", sagte Roewer. Nachdem die Helfer für die Überlebenden mittlerweile in der Stadt Bam 15.000 Zelte aufgebaut hätten, gehe es jetzt darum, die Zelte zu beheizen.

Erhebliche Koordinations-Probleme

Offenbar gibt es im Katastrophengebiet jedoch erhebliche Probleme, die große internationale Hilfsbereitschaft zu koordinieren. "Bislang ist die Organisation noch nicht zufrieden stellend", sagte die Sprecherin des UN-Büros für humanitäre Angelegenheiten, Madeleine Moulin-Acvedo, im ARD-Morgenmagazin. Derzeit sei man mit Hochdruck dabei, die überwältigende Hilfe in Bahnen zu lenken. "Wir müssen im Erdbebengebiet aus dem Nichts etwas aufbauen", erklärte die Sprecherin. Sie sei jedoch optimistisch, dass man die Schwierigkeiten noch im Laufe des Montags in Griff bekomme.

Vom THW sind unter anderem Experten für Trinkwasser-Aufbereitung auf dem Weg nach Bam. Das DRK wollte am Montag zwei mobile Gesundheitsstationen vom Flughafen Köln-Bonn aus nach Iran fliegen. Die Stationen bieten über drei Monate mobile Pflege, Impfungen und Geburtshilfe für bis zu 40.000 Patienten, wie die Organisation mitteilte. Insgesamt würden 120.000 Opfer des Erdbebens vom 26. Dezember dringend Hilfe benötigen, hieß es.

(sueddeutsche.de/AP/dpa)

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