Inzest-Vorwürfe:Österreicherin 24 Jahre im Keller gefangen

Schwerer Inzest-Verdacht in Niederösterreich: Eine 42 Jahre alte Frau ist offenbar vom eigenen Vater 24 Jahre lang im Keller gefangen gehalten worden. Die Frau hat sechs Kinder, die alle von ihrem Vater stammen könnten. Erinnerungen an den Fall Natascha Kampusch werden wach.

Die Behörden hätten die Vorwürfe gegen den Mann bestätigt, berichtete der Sender ORF-Niederösterreich am Sonntag. Dem Bericht zufolge soll auch ein schwerer Fall von Inzest vorliegen. Der 73-jährige Josef F. soll festgenommen worden sein.

Inzest-Vorwürfe: Im Kellerverlies dieses Hauses im niederösterreichischen Amstetten soll eine 42-jährige Frau 24 Jahre lang festgehalten worden sein

Im Kellerverlies dieses Hauses im niederösterreichischen Amstetten soll eine 42-jährige Frau 24 Jahre lang festgehalten worden sein

(Foto: Foto: dpa)

Die Frau hat demnach sechs Kinder, drei Söhne und drei Töchter, darunter eine schwer kranke 19- jährige Tochter, die seit einigen Tagen im Krankenhaus Amstetten liegt, berichtet der ORF. Möglicherweise ist der Vater der 42-Jährigen auch der Vater ihrer sechs Kinder. Der österreichischen Nachrichtenagentur APA sagte die Polizei zunächst, es handele sich um einen "Verdacht".

Nach Angaben des ORF wurde die Suche nach der 42-Jährigen ausgelöst, als die 19-Jährige ins Krankenhaus in Amstetten gebracht worden war. Das Mädchen liege auf der Intensivstation und ringe mit dem Tod. Um die anderen Kinder kümmere sich ein Kriseninterventionsteam.

Auf der Suche nach der Mutter, bei der auch die Medien eingesetzt wurden, entdeckten die Ermittler im Haus des verdächtigen Vaters zunächst einen Brief, in dem es hieß: "Sucht mich nicht, denn es wäre zwecklos und würde mein Leid und das meiner Kinder nur erhöhen." Inzwischen sei die Mutter gefunden worden. Sie werde psychologisch betreut. Die Polizei habe von den Beteiligten DNA-Proben genommen.

Die 42-jährige Frau soll 24 Jahre in einem Kellerverlies gefangen gehalten und über Jahrzehnte von ihrem heute 73-jährigen Vater missbraucht worden sein. Die Frau beschuldige ihren Vater "massiver Verbrechen", sagte Gerhard Sedlacek, Sprecher der Staatsanwaltschaft St. Pölten. Ihre Aussagen seien glaubhaft.

Berichten zufolge seien alle sechs Kinder in dem Kellerverlies geboren worden. Drei von ihnen wuchsen bei den Großeltern auf. Zwei Jungen und ein Mädchen hätten in dem Keller gelebt und seien nicht zur Schule gegangen. Ein Neugeborenes soll nach drei Tagen verstorben sein, wie Sedlacek laut APA weiter sagte.

Der 73-Jährige ist nach Angaben der Nachrichtenagentur APA festgenommen worden. Der Mann ist nach Polizeiangaben nicht zu einer Aussage bereit.

Der neue Fall weckte Erinnerungen an Natascha Kampusch, die 1998 im Alter von zehn Jahren verschleppt worden war und von ihrem Entführer in einem Kellerraum seines Hauses eingesperrt wurde. Sie konnte sich erst achteinhalb Jahre später im Sommer 2006 befreien.

Für Erschütterung sorgte auch der Fall einer psychisch kranken Mutter in der Nähe von Linz, die ihre drei Töchter sieben Jahre lang eingesperrt hatte.

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