Interview mit Heribert Faßbender:"Der Blick für das Wesentliche"

Vom Fußballstadion in die Juryriege der Miss-Germany-Wahl: Sportkommentator Heribert Faßbender spricht darüber, was ein Schönheitswettbewerb mit einem Länderspiel gemeinsam hat und ob schöne Frauen die Welt verbessern.

Carolin Gasteiger

sueddeutsche.de: Herr Faßbender, Sie waren viele Jahre lang einer der bekanntesten Sportkommentatoren Deutschlands. Was haben Sie am liebsten kommentiert?

Heribert Faßbender; dpa

"Ich mach da jetzt mal mit": Mr. Sportschau Heribert Faßbender komtm als Juror zur Miss-Germany-Wahl 2008.

(Foto: Foto: dpa)

Heribert Faßbender: Fußball und Tennis.

sueddeutsche.de: Haben Sie gelegentlich auch Interesse an Frauensportarten gehabt?

Faßbender: Aber ja, ich war einer der ersten, die Frauenfußball übertragen haben, noch als junger Radioreporter und Jurastudent in den 60er Jahren.

sueddeutsche.de: Wie ist zu erklären, dass Sie nun, im Alter von 66 Jahren, nach Ihrer aktiven Journalistenzeit als Jurymitglied bei der Wahl der Miss Germany 2008 im baden-württembergischen Rust junge Frauen begutachten?

Faßbender: Ist das verboten? Ich bin kein Gutachter und will auch nicht begutachten. Wie jedes Jurymitglied gebe ich anonym mein Votum ab und das kann nur sehr subjektiv sein.

sueddeutsche.de: Zwischen dem Berichten vom Fußball und der Wahl schöner Frauen liegen doch Welten.

Faßbender: Das eine schließt das andere für mich nicht aus. Ich habe zwei ganz andere "Probleme": Als ich zugesagt habe, war mir nicht bewusst, dass am Samstag die Rückrunde der Fußball-Bundesliga ansteht.

Und was für einen Rheinländer noch viel "schlimmer" ist - es beginnen die tollen Tage. Da bin ich normalerweise in Köln und nicht in Süddeutschland. Aber gesagt ist gesagt. Ich mache da mal mit und am Montag ist Rosenmontag.

sueddeutsche.de: Wie kam es zu Ihrem Job als Juror?

Faßbender: Ich war als Talkgast in der "Aktuellen Schaubude" des NDR. Dort sprach mit Horst Klemmer (Anm. der Red.: Veranstalter des Schönheitswettbewerbs) an. Ich sagte spontan zu, obwohl meine Fotomodellpubertät zugegebenermaßen schon weit über 40 Jahre vorbei ist.

sueddeutsche.de: Wie sehr kann Ihnen dabei Ihre in Sportstadien und -studios erworbene Erfahrung helfen?

Faßbender: Also, ich könnte jetzt sagen, ich bin Jurist und Fußballreporter - und in beiden Fällen schult man den Blick für das Wesentliche. Nein, tatsächlich geht es um sehr subjektive Einschätzungen und über Geschmack lässt sich trefflich streiten. Ich persönlich nehme das locker, obwohl die Wahl für die jungen Damen natürlich sehr wichtig ist. Ich sehe das ganz entspannt - mit neuer Brille, aber mit Altersmilde.

"Der Blick für das Wesentliche"

sueddeutsche.de: Im Film "Das Millionenspiel" von Tom Toelle und Wolfgang Menge nahmen Sie einst eine Rolle als Außenreporter wahr. Hatten Sie insgeheim schon immer eine Neigung zum Ausprobieren und Experimentieren?

Faßbender: Das ja. Aber ich bin nie, wie einige meiner Kollegen, dem Trend gefolgt, in die Unterhaltung abzudriften. Für mich war Sport immer viel authentischer und spannender.

sueddeutsche.de: Ist der Wettbewerb zur Miss Germany 2008 in irgendeiner Form mit einem Fußballturnier wie der WM oder EM vergleichbar?

Faßbender: Höchstens, was die Nervenanspannung der Finalistinnen betrifft.

sueddeutsche.de: Haben Sie sich für die Aufgabe in der Miss-Germany-Jury mit Ihrer Frau abgestimmt?

Faßbender: Selbstverständlich!

sueddeutsche.de: Zu der vom Fernsehen übertragenen Auslosung zur WM 2006 hatten Sie das Topmodel Heidi Klum verpflichtet, um die Auslosung "zur großen Show" zu machen. Können schöne Frauen die Welt verbessern?

Faßbender: Sie überraschen mich mit Fragen, die ich mir selbst noch nicht gestellt habe: Dazu sollten Sie mal schöne Frauen in wichtigen Positionen fragen.

sueddeutsche.de: Wie wohl fühlen Sie sich in einer Jury, die neben Ihnen aus einem Box-Champion, einem Schönheitschirurgen und Giulia Siegel besteht?

Faßbender: In der Jury kenne ich persönlich nur den Fußballtrainer Jörg Berger und Kammersänger Günter Wewel.

sueddeutsche.de: Vermissen Sie Sportkommentare und Reportagen?

Faßbender: Nein, ich habe das mehr als 40 Jahre lang gemacht, und dann wars auch gut, dass ich mich zurückgezogen habe. Gelegentliche Anfragen zu Kurzzeit-Comebacks sind bei mir an der falschen Adresse.

sueddeutsche.de: Werden Sie bei der Veranstaltung am Samstag "N'Abend allerseits" sagen?

Faßbender: Wenn es angebracht ist.

sueddeutsche.de: Damit sind Sie Kult geworden. Wo werden Sie in der nächsten Zeit noch auftreten?

Faßbender: Schauen wir mal ...

sueddeutsche.de: Vielleicht doch bei Germany's Next Topmodel?

Faßbender: Nee, also wirklich nicht, die Miss-Germany-Wahl bleibt eine Ausnahme. Ich werde jetzt bestimmt kein Profijuror.

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