Interview im US-Fernsehen:Ivana Trump: "Ich bin die First Lady"

Lesezeit: 3 min

Die Exfrau des amtierenden US-Präsidenten erklärt in einem Interview, dass sie das Weiße Haus in zwei Wochen auf Spur bringen würde. Melania Trump geht auf die Provokation ein.

Von Johanna Bruckner, New York

Andy Cohen inszeniert fürs amerikanische Fernsehen Streits zwischen vermögenden Hausfrauen. Das Format heißt Real Housewives und ist so erfolgreich, dass es inzwischen Ableger für diverse US-Städte gibt, von Beverly Hills bis New York. Gerade macht Produzent Cohen die Erfahrung, dass die Wirklichkeit manchmal spektakulärer ist als alles, was sich die fähigsten Scripted-Reality-Schreiber ausdenken könnten.

In der Realität nämlich, also der ohne Drehbuch, erklärt die geschiedene Frau des amtierenden US-Präsidenten öffentlich: "Ich bin im Grunde die erste Trump-Frau. Okay? Ich bin die First Lady." Und wie reagiert die tatsächliche First Lady? Nun, wie eine echte Trump eben: Sie bolzt zurück. Über ihr Büro lässt sie ausrichten: "An dieser Aussage einer Ex ist offenkundig nichts dran, es ist ein bedauerlicher Fall von Geltungssucht (...)."

Plattform X

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von X Corp. angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von X Corp. angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

"Things are getting a little Real Housewives around the White House", kommentiert die Washington Post. Und TV-Produzent Cohen twittert angesichts des öffentlichen Zwists zwischen Ivana und Melania Trump: "Das passiert wirklich. Alle Ehefrauen streiten. Da bin selbst ICH sprachlos."

Ihre Nachfolgerin bezeichnet Ivana Trump als "das Showgirl" oder "Niemand"

Das ist offensichtlich Koketterie, und stimmt auch nicht so ganz. Denn Donald Trump lebt inzwischen in dritter Ehe und zumindest der Streit zwischen Ivana und ihrer direkten Nachfolgerin Marla Maples war - bislang - ziemlich einseitig. Ivana Trump, die derzeit durch amerikanische Talkshows tingelt, um ihr Buch "Raising Trump" zu promoten, nutzt die TV-Bühnen, um ihren alten Groll öffentlichkeitswirksam zu pflegen. So bezeichnet sie die Frau, die sie für die Trennung von Donald Trump Anfang der Neunzigerjahre verantwortlich macht, konsequent als "das Showgirl". Oder alternativ als "Niemand".

Da ist der Kampf "Ivana vs Melania" schon ausgeglichener. Die eine nutzt die Macht der Medien, die andere die Macht des politischen Amts. Das gab es so auch noch nicht. Zwar sind schon in der Vergangenheit Präsidenten mit ihrer zweiten Frau ins Weiße Haus eingezogen, doch im Gegensatz zu Donald Trump waren sie nicht geschieden, sondern verwitwet. Einzige Ausnahme war Ronald Reagan, der vor Nancy mit der Schauspielerin Jane Wyman verheiratet war. Die verlor während der gesamten politischen Karriere ihres Exmannes kein öffentliches Wort über ihn.

Ganz anders Ivana Trump, die das Amt ihres Exmannes geschäftstüchtig zu nutzen weiß. Der Titel ihres jüngsten autobiografischen Werkes ist doppeldeutig: In "Raising Trump" schreibt sie darüber, wie sie die ältesten drei Trump-Kinder erzogen hat. "Raising Trump" - das lässt sich etwas freier aber auch übersetzen mit "wie ich Trump groß machte". In der beliebten Sendung Good Morning America ist diese Lesart Programm. Auf die Frage der Reporterin, wie oft sie noch mit ihrem Exmann Kontakt habe, antwortet Ivana: "Alle zwei Wochen."

Sie habe die direkte Durchwahl ins Weiße Haus, behauptet die 68-Jährige beim Sender ABC. Allerdings rufe sie ihren Exmann dort nicht an - angeblich aus Rücksicht. "Melania ist dort. Ich will nicht der Grund für Eifersucht oder Ähnliches sein." Schließlich sei sie eben Trumps erste Frau, gewissermaßen die rechtmäßige First Lady.

Ob das nun ein provokanter Witz oder echte Überzeugung ist - wer weiß das schon. Sicher ist: Ivana, die neben zwei Autobiografien schon diverse Liebesromane veröffentlicht hat, kennt sich aus mit Ränkespielen. Und mit PR. Also stichelt sie dauerlächelnd noch ein bisschen weiter und spielt auf Melania Trumps verspäteten Umzug ins Weiße Haus an: "Ich glaube, es muss ganz schrecklich für sie sein, in Washington zu leben. Aber besser sie als ich. Ich würde Washington hassen."

Zu einer Ferndiagnose ist die erste Mrs. Trump aber gerne bereit. Der Reporterin erklärt sie: "Würde ich das Weiße Haus in 14 Tagen auf Spur bringen? Absolut. Kann ich eine 45-minütige Rede halten ohne Teleprompter? Absolut. Kann ich einen Vertrag lesen? Kann ich verhandeln? Kann ich Leute unterhalten? Absolut."

Allein: Sie schätze ihre Freiheit viel zu sehr.

Wer so viele Spitzen in einem einzigen Interview unterbringt, der will eine Reaktion erzwingen. Ivana Trump mag seit 25 Jahren nicht mehr mit Donald Trump verheiratet sein - aber sie weiß offenbar immer noch, wie er und sein Umfeld ticken. Ein bisschen überrascht die beleidigte Reaktion aus dem Ostflügel des Weißen Hauses - hier ist das Büro der First Lady untergebracht - dennoch. Schließlich hat sich Melania Trump bislang nur sehr spärlich, und wenn, äußert zurückhaltend öffentlich geäußert.

Sprecherin: Melania Trump will Kindern helfen, nicht Bücher verkaufen

"Mrs. Trump hat das Weiße Haus zu einem Zuhause für Barron und den Präsidenten gemacht", erklärt jetzt ihre Sprecherin Stephanie Grisham. "Sie liebt Washington und fühlt sich geehrt, First Lady der Vereinigten Staaten zu sein. Sie will ihren Titel und ihre Rolle dazu nutzen, Kindern zu helfen - und nicht, um Bücher zu verkaufen." Eine Nachfrage der New York Times, warum das Weiße Haus eine Stellungnahme zu einem TV-Interview veröffentliche, lässt der East Wing unbeantwortet. Aber vielleicht schaltet sich ja noch der Präsident selbst ein, über Twitter - auf diesen Kommunikationskanal will ihn im Übrigen Exfrau Ivana gebracht haben.

Zum Schluss ein Ratschlag an alle Beteiligten von einer Frau, die weiß, wovon sie spricht. Jane Wyman, die erste Frau von Ronald Reagan, wurde nach dessen Amtszeit gefragt, warum sie sich nie zu ihrem prominenten Exmann geäußert habe. Wyman antwortete: "Es zeugt von schlechtem Geschmack, über Exmänner oder Exfrauen zu sprechen, das ist alles."

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

First Lady Melania Trump
:Die Frau, die nicht spricht, aber jedem etwas sagt

Melania Trump spaltet die beobachtende Weltöffentlichkeit. Ist die First Lady so leer wie ihr Blick? Oder ist sie die subversive Heldin an der Seite von Schurken-Präsident Trump?

Von Johanna Bruckner

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: