Internet-Petition:Missliebige Männer im Damenbad

Damenbad im Lorettobad Freiburg

In Freiburg gibt es das einzige Damenbad Deutschlands.

(Foto: dpa)

Das gibt es sonst nirgendwo in Deutschland: Im Lorretobad in Freiburg haben Frauen einen separaten Bereich nur für sich. Jetzt regt sich Widerstand gegen das männliche Personal.

Von Martin Zips

Freibäder sind Orte der Entspannung. Männer und Frauen kommen dort zusammen, Erwachsene und Kinder, Menschen aller Religionen und Hautfarben, vereint in der Sehnsucht, in friedlicher Ruhe sowie auf möglichst bunten Badetüchern Sonne, Luft und Wasser - kurz: das Leben - zu genießen. Soweit jedenfalls die Theorie.

In Freiburg gibt es ein Freibad nur für Frauen. Das Lorettobad, Deutschlands einziges "Damenbad". Und damit zur Praxis: Dort nämlich herrscht dieser Tage erstaunlich hoher Wellengang. Natürlich sind die Männer schuld: Die Bademeister, die man den Besucherinnen des seit 1886 existierenden Damenbades dieser Tage wieder zumutet - und gegen deren Anwesenheit eine 27 Jahre junge Freiburger Kulturwissenschaftsstudentin eine Internet-Petition gestartet hat.

"Schaffen Sie das reguläre männliche Badepersonal im Damenbad Freiburg wieder ab!", fordert sie von Stadt und Bäder GmbH. Durch männliches Personal, erklärt sie, werde das "Konzept Damenbad ad absurdum" geführt. 2000 Unterstützer sind für das Quorum vorgesehen. Und weil es bereits 700 gibt, dürfte die Erfüllung bis zum Ende der Frist am 17. August ein Leichtes sein. Schon einmal, im Jahr 1980, hatte es einen Geschlechterkrieg im "Lollo" gegeben. Damals hatte ein männlicher Spaßvogel, natürlich ein Jurastudent, auf Einlass in das Damenparadies geklagt. Natürlich ohne Erfolg.

Eine Trennung der Geschlechter hat sich schon in Thermen der Antike bewährt. Lediglich die Tatsache, dass Frauen dort meist den kleineren Badebereich zugewiesen bekamen und höhere Eintrittsgebühren zu begleichen hatten, sorgte vereinzelt für Kritik. Begründet wurde der höhere Preis damals mit der Verunreinigung der Bassins durch üppig aufgetragene Kosmetika sowie die Verstopfung der Abläufe durch absurd langes Frauenhaar. Ganz anders in Freiburg. Dort kostet die Tageskarte einheitlich 4,50 Euro und die Filteranlagen sind leistungsstark. Ärger gibt es dennoch. Aus anderen Gründen.

Mischung von Burkini-, Bikini- und Kaum-was-Trägerinnen

Beliebt ist das Lorettobad nämlich vor allem bei Frauen, die unter sich bleiben möchten. Manche haben aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Erfahrungen oder ihrer Religion sehr nachvollziehbare Probleme mit der glotzenden Männlichkeit. Andere wiederum wollen möglichst nahtlos braun werden. Angeheizt von Hitze, Lärm und Überfüllung führte diese Mischung unter Burkini-, Bikini- und Kaum-was-Trägerinnen zuletzt immer wieder zu Spannungen auf der Liegewiese. Dies machte aus Sicht der Freiburger Bäderverwaltung den verstärkten Einsatz von Aufsichtspersonal notwendig. Ausgerechnet in diesem Berufszweig herrsche aber - so heißt es - Frauenmangel.

Mit dieser Erklärung möchte sich die Petentin allerdings freilich nicht abfinden. Aus ihrer Sicht sind männliche Bademeister in einem Damenbad "zutiefst reaktionär und sexistisch". Sie fordert die Vergrößerung des Frauenbereichs sowie eine konsequente Anwendung von Hausverboten im Falle eskalierender Gewalt unter den Besucherinnen in und neben dem 23-Meter-Becken. Womöglich sind gemischte Badeanstalten am Ende also doch die friedlicheren.

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