Inszenierte Ballon-Irrfahrt:Falcons Eltern sollen vor Gericht

Die angebliche Ballonfahrt eines Sechsjährigen war nur eine Inszenierung der Eltern. Das könnte jetzt ein juristisches Nachspiel haben, womöglich mit Haftstrafen.

Entsetzt hatten Richard und Mayumi Heene am Donnerstag aufgeschrien, als sich der raumschiffartigen Heliumballon aus der Verankerung gelöst und über Colorado gesegelt war - angeblich mit ihrem kleinen Sohn Falcon an Bord, der heimlich hineingeklettert war. Videokameras hatten alles gefilmt.

Das Schicksal der Familie hatte die US-Bürger gerührt, die Geschichte des "Ballon-Boy" wurde live im amerikanischen Fernsehen übertragen, Rettungsmanöver unternommen. Dann wurde der Junge auf dem Dachboden der elterlichen Garage gefunden und es stellte sich heraus: Alles war Show. Die Eltern hatten offenbar Aufmerksamkeit erregen wollen, um für TV-Shows gecastet zu werden.

Für diese Inszenierung werden sich Falcons Eltern vermutlich vor Gericht verantworten müssen. Wie Sheriff Jim Alderden aus dem Bezirk Larimer im US-Bundesstaat Colorado sagte, gehe es unter anderem um den Tatbestände Verführung Minderjähriger zu Straftaten, Falschaussage und Versuch der Beeinflussung von Beamten.

Mindestens zwei Wochen geplant

"Sie sind Schauspieler und haben eine sehr gute Show hingelegt. Wir haben es geglaubt", sagte Alderden. Alle drei Kinder des Ehepaares seien in die Inszenierung eingeweiht gewesen. Richard und Mayumi Heene hätten die Aktion mindestens zwei Wochen lang geplant. Zwar sei offiziell noch keine Anklage erhoben worden, doch der Sheriff warf ihnen unter anderem Verschwörung und Irreführung der Behörden vor. Sie blieben jedoch zunächst auf freien Fuß.

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Dem Ehepaar könnten Haftstrafen zwischen zwei und sechs Jahren drohen. Angesichts der überfüllten Gefängnisse in Colorado sei es jedoch unwahrscheinlich, dass das Paar hinter Gittern müsse, sagte Alderden.

"Nur für die Show"

Das inszenierte Drama hatte am Donnerstag die Fernsehzuschauer in den USA stundenlang in Atem gehalten: Ein von Heene konstruierter Heliumballon war angeblich versehentlich abgehoben. Nachdem ein älterer Bruder behauptete, der sechsjährige Falcon sei zuvor in den Korb gestiegen, begleitete ein Rettungshubschrauber den Ballon.

Der Flugverkehr rund um die Millionenstadt Denver wurde zeitweise umgeleitet, mehr als 100 Polizisten und Rettungskräfte waren im Einsatz. Am Ende wurde Entwarnung gegeben: Der Junge sei nicht im Ballon gewesen, sondern habe sich auf dem Dachboden versteckt.

Schon nachdem der Junge wieder aufgetaucht war, hatte es Spekulationen über ein Täuschungsmanöver gegeben. Die Polizei verkündete jedoch noch am Freitag, dass die Familie die Wahrheit gesagt hätten. Dies sei nur geschehen, um die Heenes in Sicherheit zu wiegen, sagte Alderden. Erste Zweifel hätten die Ermittler schon gehabt, als dem Vater am Donnerstag im Fernsehsender CNN die Bemerkung herausrutschte: "Wir haben das nur für eine Show gemacht". Auf die Schliche kam die Polizei dem Ehepaar den Angaben zufolge endgültig nach getrennten Verhören der beiden und einer anschließenden Hausdurchsuchung.

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