Indonesien:Gottes Gummipuppe

Indonesien: Dorfbewohner mit dem angespülten "Engel".

Dorfbewohner mit dem angespülten "Engel".

(Foto: AFP)

An der Küste von Sulawesi wird ein Sexspielzeug angespült und von einem Dorf als Engel verehrt.

Von Sebastian Herrmann

Dem Chaos der Welt Sinn abzuringen bringt Menschen seit jeher auf komische Ideen. Den Fischer Pardim hatte bereits das Erlebnis einer Sonnenfinsternis verwirrt. In ganz Indonesien wurde das Naturschauspiel im März als "spirituelle Herausforderung" wahrgenommen, wie es hieß. Am Tag nach dem verstörenden Ereignis fand Pardim ein bleiches Mädchen am Strand seiner kleinen Heimatinsel vor der Ostküste von Sulawesi. Die Augen groß und rund, über das Gesicht sollen ihm Tränen gelaufen sein. Pardim brachte die leblose Gestalt nach Hause zu seiner Mutter, die das leicht schlaffe Mädchen mit Stoff ausstopfte, ihm Gewänder anlegte und täglich ein frisches Kopftuch umband.

Auf der Suche nach dem Sinn verknüpften Pardim, seine Mutter und die Dorfbewohner die Sonnenfinsternis und den Fund der Puppe. Der Himmel habe ihnen einen Engel gesandt, lautete die Erklärung, einen aus Gummi zwar, aber doch ein höheres Wesen.

Die Dorfbewohner wetteiferten bald so sehr in ihrer Verehrung, dass die Polizei aufmerksam wurde. Die Staatsmacht ließ den spirituellen Eifer rasch platzen: Der Gummiengel war nur eine aufblasbare Sexpuppe. Die Dorfbewohner lebten ohne Internet, so die Polizei, daher hätten sie das Sexspielzeug nicht erkannt.

Vielleicht aber, wer weiß das schon, hatte der Fischer einfach eine kreative Erklärung, als Mutter die Puppe bei ihm im Zimmer fand. "Was das ist, Mama? Ein Engel. Am Strand gefunden. Tränen der Freude hat sie vergossen, dass die Sonne das Dunkel besiegt hat." Aber das ist wirklich nichts als eine böse Unterstellung.

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