Indirekte Kritik an Putin:Neue Miss Russland nimmt Pussy Riot in Schutz

Elmira Abdrazakova

Elmira Abdrasakowa, die neue Miss Russland.

(Foto: AP/dpa)

Schönheitskönigin mit Haltung: Die neue Miss Russland bezeichnet die Haftstrafen für die Protest-Band Pussy Riot als überzogen. Solche Worte sind indirekte Kritik an Präsident Putin. Abdrasakowa selbst musste sich eben erst von der russischen Rechten rassistisch beschimpfen lassen.

Von wegen nur gut aussehen und den Mund halten: Die neue Miss Russland, die 18-jährige Elmira Abdrasakowa, hat die Verurteilung der Sängerinnen der Protest-Rock-Band Pussy Riot zu zwei Jahren Straflager als zu hart kritisiert. Politische Stellungnahmen von Schönheitsköniginnen sind ohnehin selten, in Russland bedeutet eine Parteinahme für die inhaftierten Sängerinnen indirekt einen Angriff auf Präsident Wladimir Putin, der vermutlich hinter der Verurteilung der regierungskritischen Band steht.

Unterstützer der inhaftierten Bandmitglieder bejubelten die Äußerung. Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Aljochina hatten sich vor einem Jahr in ihrem "Punk-Gebet" in einer Kirche über die Verbindungen zwischen orthodoxen Religionsführern und Putin lustig gemacht. Der Prozess und die harten Strafen gegen sie wurden von Oppositionellen und dem Westen als Beleg der mangelnden Meinungsfreiheit in Russland gewertet.

Die Kirche sei ihr zwar "heilig", sagte Miss Russland Abdrasakowa dem russischen Rundfunk. Die Aktion in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale vom Februar 2012 sei auch für sie "inakzeptabel". Jedoch sei die Verurteilung von Tolokonnikowa und Aljochina zu zwei Jahren Straflager "zu hart". Stattdessen hätte lediglich erreicht werden müssen, dass die Sängerinnen "ihre Weltsicht ändern". Es ist selten, dass sich Prominente in Russland trauen, an dem allgegenwärtigen und mächtigen Präsidenten öffentlich etwas auszusetzen.

Das Statement könnte Abdrasakowa Ärger mit Nationalisten einbringen. Es wäre nicht das erste Mal. Nach ihrer Wahl am vergangenen Sonntag wurde sie rassistisch beleidigt. Die dunkelhaarige Frau stammt aus dem Osten Russlands, sie ist die Tochter eines Tartaren, einer turkstämmigen Minderheit. Unter anderem schrieben Menschen im Internet über sie: "Eine Zigeunerin kann nicht das Gesicht Russlands sein." Die Angriffe wurden so heftig, dass sie ihre Seite auf dem großen russischen Netzwerk Vkontakte schloss. Auch Pussy Riot hatten sich immer gegen den zunehmenden Nationalismus in Russland ausgesprochen.

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