Indiana:Weltrekordversuch im Kreisverkehr

Indiana: Keystone Parkway, Kreuzung 106. Straße: Diesen hundeknochenförmigen Kreisverkehr in Carmel, Indiana, wählte Oran Sands für einen Rekordversuch mit seinem 28 Jahre alten VW Golf.

Keystone Parkway, Kreuzung 106. Straße: Diesen hundeknochenförmigen Kreisverkehr in Carmel, Indiana, wählte Oran Sands für einen Rekordversuch mit seinem 28 Jahre alten VW Golf.

(Foto: Google Earth)

Dreieinhalb Stunden ist ein US-Amerikaner mit seinem Auto im Kreis gefahren. Oran Sands über Rekorde, Träume und Schwindelgefühle.

Von Martin Zips

Drei Stunden, 36 Minuten und 24 Sekunden fuhr der amerikanische Software-Entwickler Oran Sands, 64, mit einem alten VW Golf durch einen hundeknochenförmigen Kreisverkehr in seiner Heimatstadt Carmel, Indiana. Weltrekord, behauptet Sands.

SZ: Lieber Herr Sands, ist das nicht alles ein bisschen kindisch?

Sands: Und ob. Aber seit einem Jahr trug ich diese Idee schon mit mir rum. Es musste sein. Meiner Frau habe ich erst eine Woche vor dem Versuch davon erzählt. Sonst hätte sie es bestimmt verhindert.

Was möchten Sie uns mit Ihrer Aktion sagen?

Ganz einfach: Jeder soll das tun, worauf er Lust hat. Auch, wenn es etwas Verrücktes ist. Ein Versuch lohnt sich immer.

Klingt ziemlich egoistisch.

Egoistisch? Wieso?

Na ja, wenn ich spontan Lust darauf habe, morgens nackt in die U-Bahn zu steigen, mache ich es ja auch nicht. Schon deshalb, weil ich den anderen nicht den Tag vermiesen möchte.

Es ist eben nicht alles so leicht umzusetzen. Sehen Sie: Warum soll man die Träume, die man hat, mit ins Grab nehmen? Habe ich denn jemandem irgendetwas vermiest?

Die Luft vielleicht. Ein bisschen Angst vor der Polizei hatten Sie aber schon, nicht? Sonst hätten Sie sich doch nicht Ihren Bürgermeister Jim Brainard auf den Beifahrersitz gesetzt.

Ein bisschen offizielle Unterstützung kann niemals schaden. Sonst hätten mich womöglich wirklich Polizisten angehalten und aus meinem Auto gezerrt. Mit dem Bürgermeister hatte ich zuvor zwar nie Kontakt, aber er war sehr angetan von meiner Idee, als ich ihn fragte. In Carmel nennt man ihn nämlich den "König des Kreisverkehrs". Wissen Sie, wir haben 94 Kreisel in unserer kleinen Stadt. So viele gibt es in den meisten US-Bundesstaaten nicht.

In Großbritannien und Frankreich gibt es mindestens so viele Kreisel wie Einwohner. Das wäre ein Paradies für Sie!

Ach, schade. Da war ich noch nie. Sind die genauso kompliziert wie die in Indiana?

Weiß ich nicht. Herr Sands, Sie haben mehrmals kurz angehalten während Ihres Versuchs. Wieso das?

Erstens musste ich dauernd Reporter zu- oder aussteigen lassen, die mich während der Fahrt befragen wollten. Zweitens kann einem ganz schön schwindlig werden, wenn man sich 105 Kilometer lang mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 30 Stundenkilometern in immer gleicher Richtung durch einen Kreisel bewegt. Da tut es gut, wenn man jemanden aus seinem Freunde-Team neben sich sitzen hat.

Indiana: Oran Sands, 64, ist Software-Entwickler in Carmel, Indiana. In seiner Freizeit restauriert er alte deutsche Autos. Als seine Frau Cathy von der Idee mit dem Kreisverkehr hörte, sagte sie: "Bitte blamier' uns nicht."

Oran Sands, 64, ist Software-Entwickler in Carmel, Indiana. In seiner Freizeit restauriert er alte deutsche Autos. Als seine Frau Cathy von der Idee mit dem Kreisverkehr hörte, sagte sie: "Bitte blamier' uns nicht."

(Foto: Privat)

So viele Stopps hätte die Jury des Guinness-Buchs der Rekorde aber sicher nicht zugelassen.

Die habe ich doch gar nicht angefragt. Mir reichte, dass ein Rekord in dieser Länge bisher nirgendwo verzeichnet war. Ich hab' dann ein Video von meiner Aktion zu irgend so einer Internet-Rekord-Seite geschickt, und die haben alles sofort akzeptiert. Das reicht mir.

Warum haben Sie für Ihre Aktion ausgerechnet einen 28 Jahre alten VW Golf mit Münchner Kennzeichen verwendet?

Ich liebe Volkswagen! Besonders uralte Golfs und Jettas, die ich in meiner Freizeit restauriere. Das ist schon der vierte oder fünfte VW, den ich habe. Keine Ahnung, ob und wie der von München in die USA gekommen ist. Aber das deutsche Nummernschild darf man hier ruhig drauflassen, solange das amerikanische gut erkennbar ist.

Wollten Sie in diesen schwierigen Zeiten eher Ihre Solidarität mit VW zum Ausdruck bringen oder gegen Luftverschmutzung demonstrieren?

Ich wollte einfach nur Spaß haben.

Und warum haben Sie nach drei Stunden und 36 Minuten die Aktion gestoppt?

Der Tank war fast leer. Und der Motor hatte sich nach rechts verschoben. Ich kam nicht mehr in den ersten Gang.

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