ICE-Unglück bei Fulda:Ermittlungen gegen Schäfer eingestellt

Rund zehn Monate nach dem schweren ICE-Unglück im Landrückentunnel bei Fulda hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen den Besitzer der Schafherde eingestellt.

Gegen den Landwirt war wegen des Verdachts des gefährlichen Eingriffs in den Schienenverkehr und der fahrlässigen Körperverletzung ermittelt worden. Das Verfahren sei beendet worden, teilte die Staatsanwaltschaft Fulda am Mittwoch mit. Ein Tatverdacht habe sich nicht bestätigt.

Die Ermittlungen gegen Bahn-Verantwortliche gehen weiter. Bei dem Unfall war am 26. April 2008 an der Einfahrt zu Deutschlands längstem Eisenbahntunnel ein ICE in eine Schafherde gerast und teilweise entgleist. 73 der 145 Fahrgäste wurden verletzt, mehr als 20 Schafe getötet. Der Schaden für die Bahn lag in Millionenhöhe. Der Tunnel musste einige Zeit gesperrt werden.

Dem Schäfer könne keine Fahrlässigkeit vorgeworfen werden, er habe nicht gegen anerkannte Regeln der Schafzucht verstoßen, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Für die Beaufsichtigung einer Schafherde gebe es in Deutschland keine gesetzlichen Vorgaben. Die Ermittler kamen zu dem Schluss, dass die Herde ordnungsgemäß eingezäunt gewesen sei. Streunende Hunde hätten die Tiere höchstwahrscheinlich aufgeschreckt.

Entscheidender Unfallbericht steht aus

Die Schafe seien dann in Panik in Richtung Tunnelportal gelaufen. Dort kollidierte der Zug mit Tempo 220 mit den Tieren. Im November 2008 war ein neun Seiten langer Mängelbericht des Regierungspräsidiums Kassel bekanntgeworden, der zahlreiche Defizite im Notfallmanagement der Deutschen Bahn und Sicherheitslücken auflistete. Die Ermittlungen gegen Verantwortliche der Deutschen Bahn gehen weiter.

Es steht noch ein entscheidender Unfallbericht des Eisenbahn-Bundesamtes aus. "In den nächsten zwei Monate rechnen wir mit Ergebnissen", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Fulda, Harry Wilke, der dpa. Ungewiss ist, ob dem Schäfer noch vonseiten der Bahn eine Klage droht. Die Bahn machte dazu am Mittwoch auf dpa-Anfrage keine Angaben. Das Tunnelportal einzuzäunen, sei nach aktuellem Stand nicht vorgesehen, sagte ein Bahn-Sprecher.

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