Hurrikan "Isaac": Wasser schwappt über Deich bei New Orleans

Mit 130 Stundenkilometern ist der Hurrikan "Isaac" am Dienstagabend zum ersten mal auf die Küste der USA geprallt, wenig später kam er noch einmal zurück. Heftige Windböen und Regenfälle ließen in Zehntausenden Haushalten den Strom ausfallen. In der Nähe von New Orleans, wo vor genau sieben Jahren "Katrina" wütete, trat Wasser über einen Deich.

Auf den Tag vor sieben Jahren krachte ein gewaltiger Sturm in Louisiana und den Nachbarstaaten an Land. Sein Name war Katrina. Am 29. August 2012 heißt der Sturm Isaac. Um 19.45 Uhr am Vorabend ist er nahe der Mündung des Flusses Mississippi zum ersten Mal auf Land getroffen. Zwar ist der Hurrikan der Stärke eins deutlich schwächer als einst Katrina, doch schon seine Ausläufer, die die Küste mit 130 Stundenkilometern erreichten, sorgten für massive Behinderungen: Heftige Regenfälle und Windböen führten zu Stromausfällen in Zehntausenden Haushalten. Isaac zog sich zunächst wieder aufs Meer zurück und traf um zwei Uhr morgens bei Port Fourchon erneut auf Land.

Nach Angaben des US-Wetterdienstes gewann der Hurrikan zuletzt nochmals an Stärke und bewegte sich langsam auf die Metropole New Orleans zu, Experten rechnen damit, dass er die Stadt am Mittwochmorgen erreicht. NBC News berichtete, Isaac habe sich um drei Uhr Ortszeit noch knapp 100 Kilometer südwestlich von New Orleans befunden.

Der Wirbelsturm mit seiner Ausdehnung von mehr als 300 Kilometern ist der erste Belatstungstest für die Schutzdämme in New Orleans, die nach Katrina verstärkt worden waren. Aus dem Plaquemines Parish berichtet der US-Wetterdienst NWS jedoch, dass bereits Wasser über einen Damm getreten sei. "Das wird in dieser Gegend weitläufige Überschwemmungen zur Folge haben", hieß es vom NWS laut TV-Sender NBC. Der Deich wurde nach Angaben eines Behördensprechers auf fast 30 Kilometern Länge überschwemmt. Die Polizei ging von Haus zu Haus, um nach Menschen zu suchen, die ungeachtet einer Evakuierungsanordnung geblieben waren.

Der örtliche TV-Sender WDSU berichtete, die Lage in einigen Gegenden des Plaquemines Parish sei sehr ernst. Das Wasser stehe dort teilweise bis zu drei Meter hoch.

Isaac wird weiter in der niedrigsten von fünf Stärke-Kategorien für Hurrikane eingestuft. Es wird nicht erwartet, dass von ihm die gleiche Zerstörungskraft ausgehen könnte, wie von Katrina. Bei der Naturkatastrophe in der Region um New Orleans kamen 2005 etwa 1800 Menschen ums Leben.

Dennoch warnten die Behörden davor, die Gewalt des Sturmes zu unterschätzen. Vor allem in flachen Küstenstrichen jenseits der Deiche könnten lebensgefährliche Fluten entstehen. Menschen in Einfamilienhäusern und Wohnungen im ersten und zweiten Stockwerk drohe "ein sicherer Tod", sollten sie ihre Gebäude nicht rechtzeitig verlassen oder zumindest Schwimmwesten und eine Axt bereithalten, um sich aus überfluteten Räumen zu befreien, hieß es in einer Mitteilung des Hurrikan-Zentrums in Miami.

Die Ausläufer Isaacs erstreckten sich auf etwa 300 Kilometer vom Auge des Sturms. Von einigen Stränden in Louisiana wurden bis zu drei Meter hohe Wellen gemeldet. Fernsehbilder zeigten tiefschwarze Wolken am Himmel, selbst dicke Bäume bogen sich unter der Last des Windes. Nach Informationen des TV-Senders CNN hätten die massiven Böen und Regenfälle bereits zu Stromausfällen geführt, von denen zeitweise mehr als 200.000 Menschen betroffen waren.

Ed Rappaport vom Hurrikanzentrum in Miami sagte, das Zentrum von Isaac werde westlich an New Orleans vorbeiziehen in Richtung Baton Rouge und sich dann schrittweise abschwächen. Bis dahin könne der Sturm aber noch Geschwindigkeiten bis zu 160 Kilometer pro Stunde erreichen und möglicherweise Schäden an Hochhäusern der Stadt anrichten.

Geordneter Ausnahmezustand

Auch US-Präsident Barack Obama hatte eindringlich davor gewarnt, den Sturm zu unterschätzen, auch wenn die Vorkehrungen besser seien als 2005. Die Menschen sollten den Anweisungen der Behörden folgen. Louisianas Gouverneur Bobby Jindal sagte, sein Staat könnte Isaac unter Umständen 36 Stunden ausgesetzt sein. In dieser Zeit könnte der Sturm erheblichen Schaden anrichten.

Die Menschen am Golf von Mexiko bereiten sich intensiv auf den Sturm vor. In den Staaten Louisiana und Mississippi, die neben Alabama auf der Route von Isaac liegen, ließen die Behörden niedrig gelegene Küstenstriche evakuieren. Die meisten Flughäfen schlossen, Einwohner deckten sich mit Lebensmitteln und anderen wichtigen Gütern ein. In New Orleans waren die Straßen am Dienstagabend menschenleer. In Gulfport - mit 70.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Staates Mississippi - wurde eine Ausgangssperre verhängt. nter den Bewohnern und Touristen an der Golfküste herrschte aber offenbar kaum Angst oder Panik.

In Florida hatten die Republikaner wegen Isaac bereits den Beginn ihres Parteitags um einen Tag verschoben und das Programm gestrafft. Auch in Tampa, wo die Veranstaltung stattfindet, könnte es zu Stürmen und starkem Regen kommen. Am Dienstagabend kürte der Parteitag Mitt Romney offiziell zum Kandidaten für die Präsidentschaftswahl im November.

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