Hurrikan "Frances":Langsam aber gründlich

Der Wirbelsturm ist mit Geschwindigkeiten von gut 150 Stundenkilometern zwar langsamer als zunächst angenommen, Entwarnung für die Bewohner des US-Bundesstaates Florida gab es aber noch nicht. Stundenlang entlud sich die Wucht der Unwetter an der Atlantikküste. Millionen Menschen waren ohne Strom.

Mit Böen bis zu 170 Kilometern in der Stunde und kräftigem Regen hat Hurrikan "Frances" am Sonntag weite Teile Floridas heimgesucht. Der Wirbelsturm erreichte am frühen Morgen die Atlantikküste des US-Staats, deckte Dächer ab und entwurzelte Bäume. Rund vier Millionen Menschen hatten keinen Strom, aus Orlando wurden Plünderungen gemeldet.

Hurrikan "Frances": Langsamer als befürchtet, aber durchaus gründlich: "Frances" hat ihre Spuren in Florida hinterlassen.

Langsamer als befürchtet, aber durchaus gründlich: "Frances" hat ihre Spuren in Florida hinterlassen.

(Foto: Foto: dpa)

Die Sturmwolken entluden sturzflutartige Regenfälle, die Straßen unter Wasser setzten. Menschenleben forderte der Hurrikan in Florida nach ersten Angaben nicht. Auf den Bahamas kamen durch "Frances" zwei Menschen ums Leben. Erst vor drei Wochen hatte Hurrikan "Charley" in Florida 23 Menschen getötet

Das Auge des Hurrikans zog am Sonntag nur sehr langsam - elf Kilometer pro Stunde - Richtung Westen. "Der Hurrikan erweist sich als die schlimmste und längste Naturkatastrophe in der Geschichte Floridas", schrieb der Miami Herald. Für eine umfassende Schadensbilanz war es am Sonntag noch zu früh. Die Naturkatastrophe soll Milliardenkosten verursacht haben.

Bush erklärt betroffene Gebiete zum Katatstrophengebiet

Wegen der gewaltigen Ausdehnung des Frontensystems und seines langsamen Vorankommens brachte "Frances" lang anhaltenden Regen mit sich. Überflutungen fast im gesamten Staat wurden befürchtet. Der Hurrikan ist doppelt so groß wie "Andrew", der 1992 verheerende Schäden anrichtete. "Das ist ein sehr gefährlicher Sturm", erklärte der Gouverneur von Florida, Jeb Bush. Sein Bruder, US-Präsident George W. Bush, erklärte die betroffenen Bezirke zum Katastrophengebiet und ermöglichte damit die Unterstützung mit Bundesmitteln.

Bis zum Vormittag schwächte sich der Hurrikan leicht ab und wurde auf die niedrigste Kategorie 1 herabgestuft. Er erreichte aber immer noch eine Windgeschwindigkeit von 145 Kilometern pro Stunde.

Meteorologen zufolge könnte er auf seinem weiteren Weg über dem warmen Wasser des Golfs von Mexiko bis zum Montag wieder an Stärke gewinnen. "Ich wünschte, jemand würde ihn wegschieben, damit wir es hinter uns haben", sagte die 72-jährige Nedra Smith, die in der Lobby eines Hotels in Palm Bay auf das Ende des Sturms wartete.

Flucht ins Landesinnere

Mit 2,8 Millionen Betroffenen ordneten die Behörden die umfassendste Evakuierung in der Geschichte Floridas an. Die meisten Menschen brachten sich im Landesinneren in Sicherheit. 86.000 Einwohner und Touristen begaben sich in Schutzunterkünfte. Zehntausende Menschen flüchteten mit dem Auto aus dem gefährdeten Gebiet, an vielen Tankstellen ging das Benzin aus.

Mehrere Flughäfen wurden geschlossen, die von Miami und Fort Lauderdale wurden am Sonntag wieder geöffnet. Auch die großen Vergnügungsparks und das Kennedy Space Center blieben geschlossen.

Warnungen für Nordostküste

Noch 15 Stunden, nachdem der Hurrikan das Land erreicht hatte, fegten die Orkanböen über die Ostküste und die Zentralbezirke. Gouverneur Jeb Bush mahnte die Einwohner an der Nordostküste, sich auf den verheerenden Sturm vorzubereiten. An der Südflanke der Wetterfront in Miami packten die ersten Flüchtlinge in den Notunterkünften bereits wieder ihre Sachen zusammen, um die Schäden an ihren Häusern in Augenschein zu nehmen.

Wegen des verlängerten Wochenendes zum Labor Day am Montag wurden dort unter normalen Umständen tausende Besucher erwartet. Im Space Center wurde der Nachbau einer Rakete vom Wind umgeworfen. In Orlando rammten Diebe nach Polizeiangaben mit einem gestohlenen Auto einen Laden und stahlen Kleidung im Wert von 10.000 Dollar.

Zwei Männer wurden beim Versuch festgenommen, einen Bankautomaten mit einer Kettensäge zu entfernen. Andernorts wurden mindestens zehn weitere Personen festgenommen. Straßen und Strände waren mit Palmwedeln und Trümmern übersät. In den Straßen von Fort Pierce stand das Wasser mehr als einen Meter hoch. In Stuart stürzte die Fassade eines Geschäfts ein. In Lake Worth, Fort Lauderdale und weiteren Gebieten wurden die Menschen angewiesen, ihr Trinkwasser abzukochen.

Zuvor hatte "Frances" auf den Bahamas mindestens zwei Menschen in den Tod gerissen: Ein Mann ertrank in den Fluten, ein zweiter erlitt einen tödlichen Stromschlag. Der Sturm riss Strommasten um und entwurzelte zahllose Bäume. Auch der Flughafen Freeport wurde teilweise überflutet.

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