Hüpfburg-Posse in Eschweiler:Aufblasbarer Zankapfel

Eigentlich will ein 18-Jähriger für den Abi-Scherz seines Jahrgangs nur möglichst günstig eine Hüpfburg organisieren. Die angefragte Firma versteht bei Rabatten aber offenbar wenig Spaß - und kanzelt den Abiturienten als Schnorrer und zukünftigen Hartz-IV-Empfänger ab. Der schießt zurück und stellt den Schriftwechsel ins Netz.

Martin Zips

Es herrscht mal wieder Aufregung im Netz. Ein Abiturient des Städtischen Gymnasiums Eschweiler hat nämlich etwas ganz Schlimmes erlebt, über das die Menschen jetzt überall diskutieren. Eigentlich wollte der Schüler aus dem Aachener Umland nur gefällig anfragen, ob sich sein Jahrgang bei einer Firma günstig eine Hüpfburg ausleihen könnte - als Gag für den sogenannten Abi-Scherz, also die ausgelassene Verabschiedung seines Jahrgangs im Pausenhof an diesem Freitag.

Hüpfburg

"Sollten sie irgendwo ein Schild gesehen haben 'Geschenkeladen', lassen sie es mich wissen": Die Hüpfburg sollte als Gag für den Abi-Scherz dienen - und wurde zum Zankapfel zwischen Abiturienten und Verleiher.

(Foto: iStock)

Die Antwort des Unternehmens war nicht ganz so freundlich, der Schüler leitete sie an einen Journalisten der Lokalzeitung Eschweiler Nachrichten weiter. Den Artikel inklusive Unternehmensnamen stellte sich der Schüler später auf seine Facebook-Seite - und nun ist der intime Wortwechsel im Netz tatsächlich von Bayern bis Sachsen, von Chile bis Israel, von Berlin bis West Virginia ein Thema. Wie zuletzt die Frage, ob ein Autotunnel in Schwäbisch-Gmünd Bud-Spencer-Tunnel heißen darf - oder nicht.

"Sehr geehrtes Mietpark-Team", korrespondiert der Schüler, "wir suchen für unseren Abischerz am 22.6.2012 eine Hüpfburg (. . .). Da wir nicht viel Budget haben, möchten wir es aber so günstig halten, wie geht." Die Antwort an den Schüler, der - wenn auch offenkundig nicht mit Schwerpunkt Deutsch - mittlerweile über ein Reifezeugnis der Gesamtnote 1,3 verfügt, kommt prompt: "Hallo Herr L., da sie offensichtlich kein Geld haben, würde ich vielleicht von meinem Luxusdenken etwas abrücken. (. . .) Sollten Sie bei uns irgendwo ein Schild gesehen haben ,Geschenkeladen', lassen Sie es mich bitte wissen."

Auf die vorsichtige Nachfrage des Schülers hin, er bitte doch lediglich um "Konditionen, die zu der Veranstaltung eines Abiturscherzes passen", setzt der Hüpfburg-Verleiher noch eins drauf: "Studenten waren noch nie unsere Kunden (. . .) Und sollten diese denn irgendwann mal Geld verdienen (70 % werden Hartz IV), werden diese ihre Anfrage nicht mehr so stellen wie Sie." Am Telefon bläst der Hüpfburg-Vermieter gegenüber der SZ nur noch heraus, dass er von den Mails inhaltlich keine Fahrradpumpe zurückzunehmen habe, dann legt er auf. Der Mann wirkt säuerlich, als habe man sein Luftschloss mit Straßenschuhen betreten.

Unternehmen prüft rechtliche Schritte

Am Ende muss es vor allem die Hartz-IV-These gewesen sein, die die Lawine der Empörung auslöste und sogar Menschen in den USA dazu bewog, dem 18 Jahre jungen Eschweiler Oberstufensprecher 50 Dollar Mietzuschuss zukommen zu lassen. Doch den braucht sein Jahrgang nun gar nicht mehr. Ein weiterer regionaler Anbieter hat sich spontan dazu bereit erklärt, alle hüpffreudigen Eschweiler Reifezeugnis-Besitzer - wahrscheinlich wegen ihrer schlechten Zukunftsperspektiven - mit einer Gratisburg zu unterstützen.

Abiturient L. fürchtet nun, dass die von ihm öffentlich gemachten Mails doch noch zum Problem werden könnten. Der Imageschaden für das Unternehmen ist da, angeblich lässt man sich juristisch beraten, wie man gegen Schüler und Lokalzeitung vorgehen kann. Reporter Patrick Nowicki wiederum, der die Mails zuerst veröffentlichte, möchte sich jetzt "gar nicht darüber aufregen, dass L. meinen Artikel bei Facebook reingestellt hat, was urheberrechtlich ja auch bedenklich ist." Viel spannender findet Nowicki, dass der Verleiher noch andere Hüpfburgen im Portefeuille hat - etwa das "SM-Liebesnest Lovemachine". Wie war in den Mails an den Abiturienten zu lesen? "Ich darf ihnen versichern, dass wir die Kunden von morgen sicherlich haben, weil wir in bestimmten Bereichen Alleinanbieter sind".

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