Hubschrauberraub in Stockholm:Ein Gangster, noch ein Gangster ...

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Nach dem Überfall auf ein schwedisches Gelddepot verhaftet die Polizei sechs Männer - einige gehören zur Stockholmer Society.

"Mission Impossible" meets "Ocean's Eleven": Der spektakuläre Überfall auf ein Gelddepot in Stockholm in der vergangenen Woche erscheint plötzlich noch spektakulärer. Schwedens Polizei hat am Wochenende gleich sechs Männer festgenommen und glaubte zunächst, die ganze Bande gefangen zu haben. Allerdings hat sie Indizien dafür, dass noch mehr Leute an dem Coup mit Explosionen, Diebstahl und Hubschrauberflucht beteiligt waren.

Die schwedische Polizei sieht sich dennoch vor einem durchschlagenden Fahndungserfolg. "Das waren keine Tipps von außen, sondern die Früchte sehr guter Kripo-Arbeit", meinte Fahndungschef Arne Andersson zu den Festnahmen am Wochenende. Medien in Stockholm berichteten, dass die ausnahmslos in Schweden lebenden Männer im Alter zwischen 21 und 38 Jahren gerade dabei waren, sich per Flugzeug in asiatische Länder oder nach Spanien abzusetzen. Die Beute, die beim dem Überfall per Hubschrauber aus dem Depot ausgeflogen wurde, soll 65 Millionen Kronen (6,3 Mio Euro) betragen haben.

Aus Fahndungskreisen verlautete, dass die Polizei mindestens 15 Beteiligte an dem minuziös geplanten Überfall vermutet und unter Hochdruck nach den noch freien Verdächtigen sucht.

Schillerndste Figur der Gruppe ist nach offiziell unbestätigten Angaben ein 34-jähriger Hubschrauberpilot, der auch als TV-Produzent bei Dokusoap-Serien gearbeitet hat. Er soll mit zahlreichen schwedischen Promis befreundet oder zumindest gut bekannt sein. Vor allem seine Leistung bei dem dreisten Überfall hatte Flugexperten Respekt abgenötigt.

Die Räuber waren am frühen Mittwochmorgen auf dem alles andere als geräumigen Dach des Stockholmer Gelddepots "G4S" gelandet. Sie drangen schwer bewaffnet durch ein Dachfenster ein und verschwanden ebenfalls durch die Luft mit ihrer Beute. Den einzigen Polizeihubschrauber blockierte die Bande, indem sie eine Bombenattrappe am Startplatz platzierte.

Fahnder zollen den Gangstern Respekt für ihre Präzision

Unter anderem wegen der militärischen Präzision bei der Durchführung des Überfalls hatten Fahnder inoffiziell verlauten lassen, dass frühere Elitesoldaten aus dem Balkan-Krieg hinter dem Überfall stehen könnten. Dazu schien zu passen, dass der serbische Geheimdienst BIA Schweden schon Anfang August vor dem geplanten spektakulären Geldraub gewarnt haben will. Die schwedische Polizei habe aber die Warnung nicht ernst genommen, berichtete die Belgrader Zeitung Press. Innenminister Ivica Dacic bestätigte dem Blatt den "rechtzeitigen" Informationsaustausch und sagte, dass eine internationale Bande am Werk gewesen sei.

Tatsächlich soll zu den Festgenommenen ein 38 Jahre alter Mann mit serbischer Herkunft und Wohnsitz in Stockholm gehören. Über einen weiteren Mann hieß es, er sei als Kampfsportler "auf hohem Niveau" bekannt. Alle sechs lebten bisher in Schweden. Die Staatsanwaltschaft muss bis Mitte der Woche ihr Material bei einem Haftprüfungstermin vorlegen. Für Tipps zur Ergreifung der Täter hatte der Gelddepot- Betreiber eine Belohnung von sieben Millionen Kronen (685.000 Euro) ausgesetzt.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/abis/segi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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