Hongkong:Starbucks braut seinen Kaffee mit "Toilettenwasser"

Nur ein paar Schritte vom Urinal entfernt: Hier holen Starbucks-Mitarbeiter einer Filiale in Hongkong das Leitungswasser, mit dem sie später den teuren Kaffee für ihre Kunden zubereiten - und das schon seit zwei Jahren.

Wer seinen Kaffee in einem Starbucks-Becher genießt, zahlt für das amerikanische Lebensgefühl meist mehr als in anderen Cafés - mach einer erhofft sich davon auch höhere Qualität. Doch in Hongkong wurde der teure Kaffee über zwei Jahre mit Leitungswasser aus einem nahegelegenen Toilettenraum zubereitet. Seit der Eröffnung im Jahr 2011 braute eine Starbucks-Filiale in der chinesischen Stadt mit Wasser aus einem Waschraum einer Park-Garage. Der Wasserhahn ist nur ein paar Schritte von einem Urinal entfernt. Das berichten übereinstimmend verschiedene Medien, unter anderem die Huffington Post. Die lokale Zeitung Apple Daily veröffentlichte Bilder, auf denen zu sehen ist, wie ein Mitarbeiter das Wasser aus dem Waschraum in die Fililale bringt.

Eine Sprecherin von Starbucks bestätigte die Berichte und begründete das Verhalten sehr praktisch: Es gebe eben keinen direkten Wasserzugang in der Filiale, deshalb müsste man das Trinkwasser vom nächsten Hahn im Gebäude besorgen. Das Café hätte diese Praxis nun aber eingestellt und zu destilliertem Wasser gewechselt.

Bei einigen Kunden von Starbucks stößt die Begründung auf Unverständnis: Der Einsatz des "Toilettenwassers" sei ein klares Zeichen, dass Starbucks die Gesundheit seiner Kunden nicht achte, schreibt ein Facebook-Nutzer laut der Nachrichtenagentur AFP auf der Facebook Seite von Starbucks Hongkong. Andere User sehen das ähnlich: "Ich mache mir nun wirklich Sorgen, wenn ich Kaffee von Starbucks kaufe. Wer weiß, welche Filialen ähnliche Praktiken nutzen. Beängstigend!", schreibt ein Kunde auf die Facebook-Pinnwand.

Leitungswasser wird in Hongkong zwar gefiltert und entspricht den Standards der Weltgesundheitsorganisation, dennoch misstrauen die meisten Menschen dem Wasser. Zudem liege das eigentliche Problem gar nicht in der Verwendung des Leitungswassers, sondern vor allem in der Tatsache, dass das Wasser aus dem Toilettenraum komme, sagt Ben Cowling, Privatdozent an der Hong Kong University of Public Health, der Nachrichtenagentur AFP: "Wenn das Personal ständig zur Toilette gehen muss, steigt das Risiko, dass sie andere Erreger von dort in den Bereich der Essens- und Getränkezubereitung bringen".

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