Hongkong:Frau für Misshandlung ihrer Haushaltshilfe schuldig gesprochen

  • In Hongkong ist eine Frau für die Misshandlung ihrer Haushaltshilfe verurteilt worden.
  • Die Angeklagte wurde unter anderem der schweren Körperverletzung und Einschüchterung schuldig gesprochen.
  • Die Frau aus Indonesien hatte die Situation derHaushaltshilfen in Hongkong international bekannt gemacht.

Als Erwiana Sulistyaningsih nach acht Monaten als Haushaltshilfe in Hongkong in ein Krankenhaus geht, ist einer ihrer Zähne durch einen Schlag ihrer Chefin angebrochen, sie hat Ausschlag, kann kaum mehr laufen. Sie erzählt, dass sie in der gesamten Zeit nicht einen Tag Pause machen durfte, berichtet von Schlägen mit dem Schrubber. Ihre Chefin hat mit schlimmen Konsequenzen gedroht hat, falls sie jemals über ihre Tortur sprechen sollte. Doch Sulistyaningsih will sich nicht vertecken.

Die Frau geht zurück nach Indonesien und macht ihr Schicksal öffentlich - und damit die schreckliche Lage zahlreicher Haushaltshilfen in Hongkong. Seit ihrem Bericht sind Dutzende ähnliche Fälle bekanntgeworden. Das US-Magazin Time hat die Frau inzwischen auf seine Liste der 100 einflussreichsten Menschen der Welt gesetzt. Nun ist Sulistyaningsihs Arbeitsgeberin in einem wegweisenden Prozess schuldig gesprochen worden.

Was das Gericht sagt

Die Richterin sah es als erweisen an, dass die 44-jährige Angeklagte ihre Haushälterin unter anderem geschlagen und ihr den Schlauch eines Staubsaugern in den Mund gerammt hatte. "Ich bin sicher, dass sie die Wahrheit gesagt hat", sagte die Richterin über die Aussage der Indonesierin. Diese hatte vor Gericht ausgesagt, sie sei von ihrer Arbeitgeberin "gefoltert" worden.

Die Angeklagte wurde in 18 von 20 Anklagepunkten - unter anderem wegen schwerer Körperverletzung und Einschüchterung - schuldig gesprochen. Sulistyaningsih sagte nach dem Urteil, sie sei "sehr glücklich". Über das Strafmaß soll in zwei Wochen entschieden werden.

Wie viele Haushaltshilfen misshandelt werden

Die Misshandlung von Dienstmädchen in Hongkong ist ein wiederkehrendes Streitthema. Etwa die Hälfte der 320 000 Haushaltshilfen dort sind Frauen aus Indonesien. Eine Studie der Hongkonger Behörden hatte 2013 das ganze Ausmaß des Problems offenbart. Demnach haben fast 60 Prozent der Haushaltshilfen verbale Angriffe erdulden müssen, 18 Prozent wurden körperlich misshandelt und sechs Prozent berichteten von sexuellem Missbrauch.

Ausländische Helferinnen arbeiten seit dem wirtschaftlichen Aufschwung Hongkongs in den 70er Jahren in der Stadt. Neben dem Haushalt kümmern sie sich um die Kinderbetreuung oder pflegen alte Menschen.

Arbeitgeber in Hongkong nutzen es systematisch aus, dass die Migrantinnen aus dem Ausland schlechter gestellt sind. Oftmals sind sie komplett von ihren Dienstherren abhängig. Kündigen sie und finden nicht innerhalb von zwei Wochen eine neue Anstellung, müssen sie Hongkong verlassen. Menschenrechtsgruppen fordern eine Gesetzesänderung, die die Haushälterinnen besser schützt.

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