Hollywood:Öffentliche Diagnose

Cast member Sheen poses at the premiere of 'Scary Movie 5' in Hollywood

Charlie Sheen, ehemaliger "Two and a Half Men"-Hauptdarsteller.

(Foto: Fred Prouser/REUTERS)

Schauspieler Charlie Sheen äußert sich im TV zu seiner HIV-Infektion. Mit dem Auftritt wolle er gegen ein Stigma ankämpfen - und Erpressern die Stirn bieten.

Von Felicitas Kock und Tanja Mokosch

"Ich bin hier, um zuzugeben, dass ich tatsächlich HIV-positiv bin", sagte Charlie Sheen in die Kameras, und obwohl die Fernsehzuschauer es gewohnt sind, dass sich bei dem US-Schauspieler Rolle und Privates vermischen, dass er dem ausschweifenden Lebensstil seiner Figur in "Two and a Half Men" auch in der Wirklichkeit anhängt, war dieser Auftritt am Dienstagmorgen zweifellos bittere Realität. Die Kameras, in die er sprach, waren die des Senders NBC. Live erzählte der 50-Jährige im amerikanischen Frühstücksfernsehen, dass er seit vier Jahren mit dem Wissen um die Infektion lebe.

Nach der Diagnose sei er sehr depressiv gewesen, habe viel getrunken und eine Menge Drogen genommen. Bekannt geworden war Sheen 1986 durch seine Hauptrolle in Oliver Stones Vietnamdrama "Platoon". Im Jahr darauf war er an der Seite seines Vaters Martin Sheen in "Wall Street" zu sehen. Später feierte er Erfolge mit den beiden "Hot Shots!"-Filmen sowie mit den Sitcoms "Spin City" und vor allem ab 2003 in "Two and a Half Men". Die Hauptrolle des Charlie Harper hat er im Jahr 2011 nach mehreren öffentlichen Eskapaden verloren. Sheen, der dreimal verheiratet war und fünf Kinder hat, geriet damals wegen seines wilden Verhaltens in die Schlagzeilen.

Am Dienstag erzählte Sheen dem Moderator der "Today"-Show, Matt Lauer, dass er zuletzt erpresst worden sei: "Eine Prostituierte hat ein Foto von den Medikamenten gemacht und hinterher Geld gefordert." Er habe mehrere Menschen für ihr Schweigen bezahlen müssen, insgesamt habe er zehn Millionen Dollar ausgegeben. Gefragt, ob er noch immer zahle, sagte Sheen: "Von heute an nicht mehr." Er mache seine Krankheit öffentlich, "um mich selbst aus diesem Gefängnis zu entlassen".

Mit seinem Auftritt wolle er aber auch gegen ein Stigma ankämpfen, es solle andere Infizierte dazu motivieren, ebenfalls offen mit ihrer Krankheit umzugehen. Sheens Arzt Robert Huizenga sagte in der Sendung, der Schauspieler sei von Anfang an adäquat behandelt worden. Das Virus sei daher unterdrückt, Sheen habe kein Aids, sondern sei "absolut gesund".

Eine HIV-Infektion ist heute tatsächlich kein Todesurteil mehr. Betroffene können jahrzehntelang mit dem Virus leben, sofern sie regelmäßig antiretrovirale Medikamente bekommen. Die Arzneien hindern das Virus an seiner Vermehrung, oft ist es kaum mehr nachweisbar. In diesem Fall entwickeln Betroffene auch keine Aids-Erkrankung. Dennoch kann die Medizin den Erreger nicht ganz aus dem Körper vertreiben. Es ist nicht ausgeschlossen, dass er sich an die Medikamente anpasst und wieder aktiv wird. Deshalb müssen Infizierte ihr Blut regelmäßig kontrollieren lassen und gegebenenfalls auf andere Medikamente ausweichen. Das Virus wird durch Blut oder Sperma übertragen, geschützter Sex verhindert eine Infektion. Sheen beteuerte, er habe all seinen Sexpartnern zwar mitgeteilt, dass er das Virus habe - dennoch habe er in Einzelfällen ungeschützt Sex gehabt. Seine Ex-Freundin Bree Olson widersprach ihm später im Radio: "Er hat mir nie davon erzählt." Sie hätten ein Jahr lang fast jeden Tag Sex gehabt. Ob ihm bewusst sei, dass man in 35 US-Bundesstaaten, darunter in Kalifornien, angeklagt werden könne, wenn man wissentlich mit HIV infiziert sei und dem Partner nichts davon erzähle, fragte Lauer den Schauspieler. Der antwortete, er rechne durchaus mit Gerichtsverfahren.

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