Hochzeit via Twitter:Zum Glück nicht vertippt

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140 Zeichen statt Standesamt: Ein türkisches Paar hat auf Twitter geheiratet. Die junge Braut verfasste dafür den ersten Tweet ihres Lebens. Auch Bürgermeister und Hochzeitsgäste twitterten mit - nur einer äußerte sich kritisch zur ersten virtuellen Hochzeit in der Türkei.

Christiane Schlötzer

Neun Millionen der 74 Millionen Türken nutzen Twitter. Candan Canik hat es bislang nicht getan. Nun hat sie ihren ersten Tweet geschrieben. Der bestand aus einem einzigen Wort. "Evet" - Ja. Damit war die Türkin Candan schon so gut wie verheiratet, in der ersten Twitter-Hochzeit der Türkei.

Candan und Cengizhan feierten die erste Twitter-Hochzeit in der Türkei. (Foto: N/A)

Mustafa Kara, der zuständige Bürgermeister im Istanbuler Stadtteil Üsküda,r nutzte ebenfalls den Mikroblogdienst, um Candan und ihren Auserwählten, Cengizhan Celik, zu Mann und Frau zu erklären. Zuvor hatten auch die Zeugen - selbstverständlich über Twitter - ihre Zustimmung gegeben, wie die türkische Zeitung Milliyet berichtete. 140 Zeichen, mehr sind in einer Twitter-Botschaft nicht erlaubt, reichten für die Standard-Prozeduren jeweils aus. Bürgermeister Kara forderte die Hochzeitsgäste auf, via Twitter das Glück des jungen Paares in die Welt hinaus zu posaunen, damit "Hunderttausende" daran teilnehmen könnten. Die Zeremonie endete in einem Istanbuler Restaurant dann allerdings recht traditionell. Kara wünschte dem Paar, es möge, ganz nach der (umstrittenen) Empfehlung von Premier Tayyip Erdogan, drei Kinder bekommen.

Binali Yildirim, türkischer Minister für Kommunikation (längst verheiratet und Vater von drei Kindern), wolle aus Gründen der öffentlichen Sicherheit Twitter und Facebook in der Türkei stundenweise blockieren lassen, berichtete jüngst die Nachrichtenwebseite Habertürk. Am Mittwoch ließ der Minister klar stellen: "Wir arbeiten nicht an solchen Maßnahmen." Ein Glück. Was täten sonst Paare, die es Candan und Cengizhan nachmachen möchten?

Auf der Webseite von Habertürk war übrigens auch ein kurzer böser Kommentar zur virtuellen Hochzeit in Üsküdar zu lesen: Das Paar könne sich dann ja auch via Twitter wieder scheiden lassen.

© SZ vom 06.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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