Hochwasser in Deutschland:Warten auf zweite Flutwelle

Aufräumen in Koblenz, Erleichterung in Würzburg, gespanntes Warten in Frankfurt und an der Tauber in Baden-Württemberg. Zwar gehen die Pegel vielerorts zurück, aber noch ist die Gefahr nicht ganz gebannt.

Jahrhunderthochwasser - das ist ein gern strapazierter Begriff, wenn an Rhein, Donau oder Elbe die Flüsse über die Ufer treten, Deiche und Uferbefestigungen brüchig werden und historische Altstädte in Gefahr sind.

Hochwasser in Frankfurt

Während anderswo schon mit den Aufräumarbeiten begonnen wird, rollt die Flutwelle des Mains jetzt auf die Bankenmetropole Frankfurt zu. 

(Foto: dpa)

Aber obwohl auch dieses Mal Flüsse über die Ufer getreten und Keller vollgelaufen sind, sind selbst die größten Pessimisten weit davon entfernt, die derzeitge Lage als Jahrhunderthochwasser zu bezeichnen. Deutschland ist relativ glimpflich davon gekommen.

Zwar ist die Lage an einigen Orten nach wie vor ernst und gilt teilweise die höchste Warnstufe vier. Aber die Pegel gehen tendenziell zurück und für die nächsten Tage wird kaum weiterer Regen befürchtet.

Sehr kritisch ist die Lage noch im baden-württembergischen Wertheim: Dort bereiteten sich die Einsatzkräfte auf die zweite Hochwasserwelle innerhalb von einer Woche vor. Bis zum Abend werde der Pegelstand voraussichtlich sechs Meter erreichen, sagte ein Feuerwehrsprecher. Der Normalpegel in der Stadt am Zusammenfluss von Main und Tauber beträgt 1,50 Meter. Am vergangenen Mittwoch hatte das Wasser dort 5,80 Meter hoch gestanden.

Das Hochwasser am Main hat am Montagmorgen am Pegel in Würzburg seinen höchsten Stand erreicht. Größere Probleme blieben aber aus. Laut dem Hochwassernachrichtendienst Bayern (HND) stieg das Wasser um 5.00 Uhr auf 6,42 Meter. Das sind 28 Zentimeter weniger als zunächst befürchtet und sechs Zentimeter weniger als beim Hochwasser-Rekord von 2003.

Nach Auskunft der Polizei in Würzburg waren bereits am Sonntag weitere Straßen am Main gesperrt worden. Die Feuerwehr habe die Situation im Griff - auch im Ortsteil Heidingsfeld, der durch das Hochwasser als besonders gefährdet galt. Das Wasser soll nach Angaben des HND so schnell sinken, dass noch am Montagabend die höchste Meldestufe vier unterschritten werden könnte.

Von Würzburg aus fließe die Scheitelwelle weiter den Main hinab Richtung Frankfurt, wo der Höchststand der Flutwelle noch erwartet wird. Dabei könnten die Pegelstände dann vereinzelt Meldestufe vier erreichen.

Sandsäcke füllen an der Elbe, Aufräumen in Koblenz

Auch die niedersächsischen Städte entlang der Elbe rüsten sich für eine neue Hochwasserwelle. "Die Hochwasserlage ist durch die Zuflüsse der Elbe weiter angespannt", sagte eine Sprecherin des Landkreises Lüchow-Dannenberg am Montag. Man erwarte, dass in Hitzacker und Neu Darchau gegen Ende der Woche die Sieben-Meter-Marke erreicht werde. Am Mittag lagen die Pegel in den beiden Gemeinden bei rund 6,40 Metern.

In Lauenburg an der Elbe wird bis zum Wochenende ein Pegelstand von bis zu 9,20 Meter erwartet, sagte Bürgermeister Harald Heuer. Das sind rund 4,40 Meter mehr als der normale Wasserstand. Es werde damit gerechnet, dass in der tief gelegenen Unterstadt Keller und auch Räume in den Erdgeschossen der Häuser volllaufen, sagte Heuer. "Feuerwehr und Technisches Hilfswerk werden versuchen, mit Pumpen gegenzusteuern. Die Feuerwehr wird außerdem Sandsäcke füllen und an die Anwohner gefährdeter Bereiche verteilen", sagte Heuer.

An der Donau gibt es dagegen bereits Entwarnung. Die Pegelstände sinken an allen Pegeln. Lediglich in Hofkirchen und Vilshofen ist noch die höchste Meldestufe vier knapp überschritten. In Passau soll die Donau einen Meter unter dem Höchststand vom vergangenen Freitag bleiben. In Regensburg werden die mobilen Schutzwände demontiert, die ein Eindringen des Hochwassers in die Regensburger Altstadt verhindert hatten.

Auch in den Hochwassergebieten in Ostdeutschland hat sich die Lage etwas entspannt. In Halle an der Saale sank der Pegelstand bis zum Morgen um zwei Zentimeter auf 6,90 Meter. Sickerstellen an Deichen wurden mit Sandsäcken abgedichtet. Im Landkreis Elbe-Elster in Süden Brandenburgs gelte weiterhin die höchste Alarmstufe vier, wie das Hochwassermeldezentrum in Cottbus mitteilte, der Scheitelpunkt der Flutwelle sei aber vorbei. Es gebe zwar auch hier einige Sickerstellen, doch die Deiche hielten dem Druck stand. Auf vielen Flächen neben den Deichen und in Kellern stehe allerdings Wasser.

In Koblenz wird unterdessen am Montag bereits mit dem Reinigen begonnen. "Wir haben nur noch fallende Pegelstände", berichtete ein Sprecher des Amts für Brand- und Katastrophenschutzes der Stadt am Morgen. Es gebe weniger Kontrollen und Einsatzkräfte würden abgezogen. Einige von ihnen helfen beim Reinigen, wie der Sprecher erklärte. "Der Dreck muss nach dem Wasser ja immer schnell weggeräumt werden, sonst sitzt er fest."

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