Himmelsspektakel über China:Das Jahrhundert-Monster

In Asien ist am Mittwoch eine Rekord-Sonnenfinsternis zu sehen. Sie wird die längste totale Finsternis des 21. Jahrhunderts sein.

Christian Mayer

Die echten Astro-Freunde sind längst eingetroffen; sie verschicken schon die ersten begeisterten Reiseberichte im Internet und rüsten sich für das Großereignis des Jahres. Am Mittwochmorgen nach mitteleuropäischer Zeit wird in Teilen Asiens die längste totale Sonnenfinsternis des 21. Jahrhunderts zu sehen sein - nicht nur für Hobbyastronomen die Krönung. In Shanghai, wo man die Wirkung des Mondschattens immerhin fünf Minuten lang erleben kann, sind manche Hotels längst ausgebucht. Reisende aus aller Welt finden es faszinierend, in einer der größten Metropolen der Welt Augenzeuge der Finsternis zu werden.

Himmelsspektakel über China: Eine totale Sonnenfinsternis hatte im August 1999 auch das österreichische Neunkirchen verdunkelt. Ob die Finsternis, die am Mittwoch in China stattfindet, auch so gut zu sehen sein wird, hängt vom Wetter ab.

Eine totale Sonnenfinsternis hatte im August 1999 auch das österreichische Neunkirchen verdunkelt. Ob die Finsternis, die am Mittwoch in China stattfindet, auch so gut zu sehen sein wird, hängt vom Wetter ab.

(Foto: Foto: Reuters)

Auch in anderen Städten Asiens sind die Aussichten auf das von Westen nach Osten ziehende Naturschauspiel glänzend - vorausgesetzt das Wetter spielt mit. Zu sehen ist die Sonnenfinsternis auch in Teilen Indiens, Nepals, Butans, Chinas, Japans und im pazifischen Raum, wo auch der Maximalpunkt liegt: Im Eniwetok-Atoll, das zu den Marshall-Inseln zählt, dauert die Totalität sechs Minuten und 39 Sekunden lang.

Die meisten Touristen aber haben es vorgezogen, nach China zu fliegen, wo internationale Reiseveranstalter Exkursionen auf Kreuzfahrtschiffen, Inseln oder auf dem Yangtse-Fluss anbieten. "Niemand von uns wird lange genug leben, um so etwas noch mal zu erleben", sagt Federico Borgmeyer vom deutschen Reisebüro Eclipse City. Der US-Astrophysiker Fred Espenak nennt die Finsternis am 22. Juli schlicht "das Monster".

1,5 Millionen Pilger erwartet

Einige Unternehmen nutzen das Ereignis vor allem, um damit Geld zu verdienen. Das Reiseunternehmen Cox and Kings mietete eine Boeing, die am Mittwoch vor Sonnenaufgang in Neu Delhi starten und der Sonnenfinsternis in 12.500 Metern Höhe folgen wird. Alle 21 Fensterplätze auf der Sonnenseite wurden verkauft - für jeweils 1200 Euro. Weniger kommerziell wird es in der nordindischen Stadt Kurukshetra zugehen.

1,5 Millionen Pilger werden dort erwartet, die sich von einem Bad unter verdunkelter Sonne geistige Freiheit erhoffen. Traditionell werden Sonnenfinsternisse in Indien und China mit gemischten Gefühlen betrachtet: einerseits als Wunder, andererseits als schlechte Vorzeichen. Das sehen die Sofi-Touristen sicher ganz anders - sie wollen den Blick auf den Strahlenkranz der Sonnenkorona, die sonst vom grellen Licht der Sonne verdeckt ist, auf keinen Fall verpassen. Schließlich wird die nächste Sonnenfinsternis mit ähnlich langer Wirkung erst im 22. Jahrhundert erwartet.

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