Hillbillies in The Big Apple:New Yorks schmutziges Geheimnis

In aller Öffentlichkeit würde das kaum ein New Yorker so sagen. Darum tut es Bürgermeister Bloomberg: "Country-Musik ist eine große Kunstform."

Es ist die Show der Cowboyhüte, bestickten Jackets, Holzfällerhemden, Silberschnallen und Fransenjacken. Am Dienstagabend (Ortszeit) wurden wieder mal die Jahrespreise für amerikanische Country-Musik vergeben.

Doch erstmals spielte das Ganze nicht in der Country-Hochburg Nashville in Tennessee, sondern im New Yorker Madison Square Garden.

"Auf den ersten Blick eine noch verrücktere Idee, als hier den Parteitag der Republikaner abzuhalten", urteilte das Stadtmagazin Time Out.

Doch die Country Music Association wollte damit gerade beweisen, dass man kein klassischer Bush-Wähler aus dem Mittleren Westen sein muss, um sich für Westernklänge zu begeistern.

Kein weißer Fleck mehr

Sogar der urbane Elton John war verpflichtet worden: Der geadelte Brite gab ein Duett mit der platinblonden Dolly Parton (59) zum Besten. New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg sagte den Fans schließlich, worauf sie gewartet hatten: "Country-Musik ist eine große Kunstform."

In aller Öffentlichkeit würden das wohl nur wenige New Yorker so sagen, denn als Hillbilly will man nicht gelten. Aber Tatsache ist: "New York hat ein schmutziges Geheimnis", wie Time Out schrieb.

Am Hudson wurde 1922 nicht nur die erste Country-Single aufgenommen, die Metropole hat sich in den vergangenen Jahren auch zu einem der größten Märkte für jene Musikrichtung entwickelt, die im öffentlichen Bewusstsein immer noch mit tiefer Provinz in Verbindung gebracht wird. Das ist etwa so, wie wenn man feststellen würde, dass sich die Wildecker Herzbuben nirgendwo so gut verkaufen wie in Berlin-Mitte.

Die dreistündige Show wurde zur besten Sendezeit vom Sender CBS übertragen, unterbrochen von Cowboystiefel-Reklame. Die Stars, die prämiert wurden, sind außerhalb der Western-Zirkel und erst recht jenseits der amerikanischen Grenzen wenig bekannt.

Die Sängerin Lee Ann Womack gewann unter anderem in den Kategorien Single des Jahres und Album des Jahres: "Wer sich bisher Musik angehört hat, die ihm im Grunde nichts bedeutet, sollte den nächsten Countrysender einstellen", empfahl sie.

"Da gibt es was fürs Herz." Der zweite Hauptgewinner war Keith Urban, ein australischer Country-Sänger, der zum Entertainer und zum besten Sänger gekürt wurde.

Die Trophäe für die beste Sängerin erhielt Gretchen Wilson. Zusammen deckten die Preisträger die ganze Breite ihres Fachs ab: vom traditionellen Western-Song über den Country-Rock bis zu Gospel-Liedern wie "Believe".

New York City sei nun auch kein weißer Fleck mehr auf der Country-Karte, sagte Urban. "Und das ist gut für uns alle."

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