Hilfe für Flüchtlinge:Sarah Connor nimmt syrische Familie auf

Sarah Connor

Hat eine Flüchtlingsfamilie bei sich aufgenommen: Sarah Connor, hier ein Archivbild aus dem vergangenen Jahr.

(Foto: Britta Pedersen/dpa)
  • Sängerin Sarah Connor hat eine syrische Flüchtlingsfamilie in ihrem Haus aufgenommen.
  • In einem Artikel für die Wochenzeitung Die Zeit schreibt sie über ihre Beweggründe.

Sarah Connor singt und schreibt Songs, sie drückt sich über ihre Musik aus. Manchmal gibt sie Interviews, aber dass sie einen längeren Text in der Zeit schreibt, ist etwas Besonderes.

Es ist ein Erlebnisbericht. Auf einer ganzen Seite beschreibt die Sängerin, wie sie eine syrische Flüchtlingsfamilie bei sich zu Hause aufgenommen hat. Sie erzählt, wie alles begann, als sie vor drei Jahren ein Youtube-Video aus Syrien sah. Grausame Bilder. Zerfetzte Körper. Eine Mutter, die ihr blutendes Kind in den Armen hielt.

Das Thema beschäftigte sie von da an. Sie las die Berichte, sie sah die Fernsehbilder, doch als jetzt immer mehr Menschen nach Deutschland kamen und hier Schutz suchten vor dem Krieg, da wollte sie auch etwas tun, erklärt Connor.

Die 35-Jährige mit Wohnort Berlin erzählt, wie sie vor einigen Wochen das Jugendamt angeschrieben und angeboten hat, einem Kind oder einer Familie aus Syrien zu helfen. Sie habe sich anonym gemeldet, sagt sie, weil sie mit der Geschichte eigentlich nicht an die Öffentlichkeit wollte.

Die Familie hatte zuerst Bedenken

Die Behörden hätten sich sofort gemeldet. Es gebe einen Notfall. Eine 39-jährige Frau aus Aleppo mit fünf Kindern, die dringend eine Bleibe brauche. Seit vier Wochen wohne diese Familie jetzt in der Einliegerwohnung von Connors Haus.

Reporter von Boulevardzeitungen hätten die Familie abgelichtet - deshalb jetzt dieser Artikel, auch um die syrischen Flüchtlinge und ihre eigene Familie "vor Spekulationen, Gerüchten und womöglich auch Anfeindungen zu schützen".

Vielleicht hat Connor hier auch die Diskussionen um Til Schweiger im Kopf, der plante, ein Flüchtlingsheim zu bauen und als das nicht gleich funktionierte, weil es Probleme mit dem Bauherrn gab, in den Medien angefeindet wurde, er wolle sich nur wichtig machen und "Gutmenschen-PR" betreiben.

"Was ich geben will" - so die Überschrift - klingt ein bisschen wie einer von Connors Songtiteln. Früher sang sie auf Englisch, in diesem Jahr hat sie ein Album mit deutschsprachigen Liedern herausgebracht.

Verständigung mit Händen und Füßen und Übersetzungs-App

In dem Text der Wochenzeitung beschreibt Connor auch die Diskussionen mit ihrer Familie, bevor die Entscheidung fiel. Ihr Mann habe "tausend Sachen" gefragt: "Woher kommen sie? Wie lange bleiben sie? Wie sollen wir uns verständigen?" Auch die Kinder hätten zuerst Bedenken gehabt. "Eigentlich wollte ich ja keine Geschwister mehr", habe eines von ihnen gesagt.

Inzwischen funktioniere das Zusammenleben aber problemlos. Die Kinder spielten im Garten miteinander, die Verständigung klappe "mit Händen und Füßen" oder mit der Hilfe einer Übersetzungs-App auf dem Smartphone. Selbst die Mutter, die am Anfang sehr traumatisiert schien und immer noch "jeden Abend weint", habe sich etwas geöffnet.

Sarah Connor will nicht als Vorbild bezeichnet werden. Sie wisse nicht, ob Deutschland die Herausforderung durch die vielen Neuankömmlinge meistern könne oder nicht. Sie habe auch keine Lösung für die politischen Fragen, die sich durch die derzeitige Situation ergeben. Aber sie könne nicht so tun, als wüsste sie nicht von dem Leid der Menschen, die hier Zuflucht suchen.

"Ich kann verstehen, dass nicht jeder Flüchtlinge bei sich aufnehmen kann oder will", schreibt sie. Es gebe allerdings etwas, was jeder Mensch geben könne, ohne fürchten zu müssen, dass ihm etwas weggenommen werde: "Ein bisschen Wärme, Nähe, Trost und Liebe".

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