Herbststurm:Dramatische Rettungsaktion in der Ostsee - zwei Tote

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Ein schwedischer Frachter war in den hohen Wellen gesunken. 13 der 14 Seeleute konnten per Hubschrauber gerettet werden. Nach zehn Stunden wurde die Suche nach dem letzten Mann aufgegeben - es besteht im kalten Wasser keine Überlebenschance.

Nach stundenlangem Kampf mit den meterhohen Wellen war die 155 Meter lange Finnbirch gesunken. In einer gefährlichen Rettungsaktion wurden 13 der 14 Seeleute mit einem Hubschrauber aus den bis zu fünf Meter hohenWellen geborgen, sagte ein Sprecher des schwedischen Rettungsdienstes, Peter Lindquist.

Die Finnbirch bekam offensichtlich Schlagseite, weil ihre Ladung verrutscht war (Foto: Foto: Reuters)

Wie der Rettungsdienst in Göteborg am Donnerstagmorgen mitteilte, starb einer der am Vorabend unter dramatischen Umständen geborgenen 13 Seeleute in der Nacht im Krankenhaus von Kalmar an seinen Verletzungen. Die Suche nach dem letzten noch vermissten Besatzungsmitglied wurde am frühen Morgen eingestellt, weil es für ihn nach zehn Stunden im kalten Wasser keine Hoffnung mehr gab.

"Ich habe so etwas noch nie erlebt"

Beteiligte an der Rettungsaktion berichteten im schwedischen Rundfunksender SR von extrem Wetterbedingungen mit acht bis zehn Meter hohen Wellen und Schneefall.

Die Geborgenen seien nach ihrer Bergung mit Knochen- und Schädelbrüchen, stark unterkühlt und unter schwerem Schock in die Hubschrauber geholt worden. "Ich habe so etwas noch nie erlebt", sagte Lebensretter Johan Lindgren.

Die zehn philippinischen und vier schwedischen Besatzungsmitglieder hatten nach dem Kentern ihres Schiffes stundenlang vergeblich auf der Außenwand des auf der Backbordseite liegenden Schiffes auf ihre Bergung gewartet. Dazu gehörte auch der Kapitän, der mit gebrochenem Bein von seiner Mannschaft getragen werden musste.

Die Einsatzleitung des Rettungsdienst entschied sich hier gegen einen Bergungsversuch, der wegen des extremen Wellengangs als zu riskant eingestuft wurde. Als die Seeleute dann beim Untergang des Frachters um 19 Uhr 37 ins Wasser geschleudert wurden, begann sofort der Versuch zur Bergung.

Dabei holten die Hubschrauberbesatzungen unter äußerster Lebensgefahr im Verlauf von gut zwei Stunden 13 der 14 Besatzungsmitglieder aus dem Wasser.

260 Tonnen Öl an Bord

Der 1977 gebaute Containerfrachter war bei einer Fahrt von Helsinki ins dänische Arhus am Mittwoch zwischen den Insel Gotland und Öland gekentert, weil vermutlich die Ladung verrutscht war. Der Frachter hatte nach einer Meldung der schwedischen Nachrichtenagentur TT 260 Tonnen Öl an Bord. Es war zunächst unklar, ob welches ausgetreten ist.

Zehn der Seeleute sind angeblich Philippiner, die übrigen vier Schweden, sagte Lindquist. Die geborgenen Matrosen wurden mit Unterkühlung in ein Krankenhaus gebracht, einer brach sich außerdem ein Bein.

Der Sturm legte in Teilen Schweden das öffentliche Leben lahm. 50.000 Menschen im Süden und in der Mitte des Landes waren am Mittwochabend ohne Strom, der Verkehr auf Straße und Schiene kam zum Erliegen. In Stockholm wurde der Busverkehr wegen vereister Straßen eingestellt.

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