Rockergruppe in Frankfurter Rotlichtmilieu:Hessen verbietet Hells-Angels-Clubs

Hessen greift gegen die Hells Angels durch. Das Bundesland verbietet zwei einflussreiche Clubs der Rockergruppe, die Teile des Frankfurter Rotlichtmilieus kontrolliert haben sollen. Das Vermögen wird eingezogen, die Kutten müssen künftig im Schrank bleiben: So soll der Zusammenhalt der Rocker zerschlagen werden.

Marc Widmann, Frankfurt

Das hessische Innenministerium hat am Donnerstagabend zwei einflussreiche Vereine der Rockergruppe Hells Angels in Frankfurt verboten. "Sie verstoßen gegen Strafgesetze", sagte Innenminister Boris Rhein (CDU), "viele Mitglieder sind wegen Gewalt-, Drogen- oder Waffendelikten polizeibekannt."

Wolf gegen Verbot der Rockgruppen Bandidos und Hells Angels

Verein mit kriminellem Zweck: Das hessische Innenministerium geht gegen Hells Angels vor.

(Foto: ddp)

Nun zieht Hessen das Vermögen der beiden Clubs ein und verbietet den Rockern, in der Öffentlichkeit weiterhin ihre Kennzeichen wie die typischen Kutten zu tragen.

Beide verbotenen Vereine haben dem Minister zufolge den Zweck, "kriminelle Macht zu entfalten" und ihre Gebiets- und Machtansprüche durchzusetzen. "Mit dem Verbot geht der Zusammenhalt verloren", hofft Rhein.

Es ist ein offenes Geheimnis in Frankfurt, dass die Hells Angels seit einigen Jahren das Rotlichtviertel rund um den Bahnhof kontrollieren. Zahlreiche Bordelle sollen in ihrer Macht sein. Das Vereinsverbot gegen die Charter "Westend" und "Frankfurt" dürfte somit ein schwerer Schlag für die Rocker sein.

"Nachhaltiger Schlag in die Szene"

Es ist nicht das erste Verbot: Im vergangenen Frühjahr schloss das Land Schleswig-Holstein die Hells-Angels-Filiale in Flensburg sowie eine Niederlassung der konkurrierenden Bandidos in Neumünster. "Das war ein nachhaltiger Schlag in die Szene", sagt ein Ermittler, "vorher gab es viel Trouble, danach war Ruhe." Hamburg verbot bereits in den Achtzigern die erste deutsche Hells-Angels-Truppe.

Die Rockertruppe ist streng hierarchisch aufgebaut. Während die oberen Höllenengel gute Geschäfte machen, müssen Einsteiger oft jahrelang für einen Hungerlohn arbeiten - und für ihre Chefs sogar die Hunde ausführen. "Wenn wir die Vereine auflösen, sind manche auch froh, dass der Spuk vorbei ist", sagt der Ermittler.

Auch ein anderes Phänomen könnte damit beendet werden: In Hessen wurde kürzlich bekannt, dass die Hells Angels systematisch versuchten, die Polizei zu unterwandern. Fünf Beamte stehen im Verdacht, den Rockern Informationen beschafft zu haben. Gegen drei von ihnen wurde mittlerweile ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet.

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