Havarierte "Norman Atlantic":Küstenwache korrigiert Zahl der Geretteten

  • Von der in der Adria havarierten Fähre Norman Atlantic wurden nach neuen Angaben 50 Menschen mehr gerettet, als bisher angenommen.
  • Noch immer ist unklar, wie viele Menschen an Bord des Schiffs waren und wie viele Personen demnach noch vermisst werden.
  • Das Wrack wird am Freitag im italienischen Brindisi erwartet.

Küstenwache korrigiert Zahl der Geretteten

Vier Tage nach dem Fährunglück in der Adria geht die Verwirrung um die Zahl der Vermissten weiter. Die italienische Küstenwache hat die Anzahl der Geretteten nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa auf 477 korrigiert, das sind 50 mehr als ursprünglich bekanntgegeben. Da aber nach wie vor nicht gesichert ist, wie viele Menschen genau an Bord der Norman Atlantic waren, bleibt die Zahl der Vermissten weiterhin unklar. Der ermittelnde Staatsanwalt von Bari, Giuseppe Volpe, hatte am Mittwoch von 98 Menschen gesprochen, von denen es bisher keine Nachricht gebe. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes ist der Verbleib von zwei Deutschen noch nicht geklärt.

Wrack in Italien erwartet

Aufklärung über die Zahl der Opfer und Vermissten soll auch das Wrack bringen, das am Freitag in Brindisi erwartet wird. Das havarierte Schiff trieb tagelang vor der albanischen Küste und konnte wegen schlechten Wetters nicht abgeschleppt werden. In Italien soll die Fähre nach weiteren Toten abgesucht werden. Im Inneren der Fähre hatten sich vermutlich Flüchtlinge versteckt gehalten.

Havarierte "Norman Atlantic": Etwa 40 Gerettete gehen an Silvester im italienischen Taranto an Land.

Etwa 40 Gerettete gehen an Silvester im italienischen Taranto an Land.

(Foto: AP)

Schwere Vorwürfe gegen Besatzung

Die Kritik der Passagiere der Norman Atlantic, die zur griechischen Reederei Anek Lines gehörte, wird schärfer. "Es war wie in der Hölle, die ganze Zeit Rauch, Rauch, Rauch", sagte eine Überlebende aus München. "Die Crew war nicht anwesend, es gab keinen Ansprechpartner, niemanden, der Informationen hatte, niemanden, der einen beschützt hat." Der Kapitän Argilio Giacomazzi wurde nach der Ankunft in Brindisi in der Nacht mehr als fünf Stunden befragt. Gegen ihn und die italienische Reederei Visemar, die das Schiff verchartert hatte, ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung, Körperverletzung und Herbeiführens einer Havarie. Laut Nachrichtenagentur Ansa erklärte der Kapitän, zunächst - um keine Panik auszulösen - wie vorgesehen die Besatzung alarmiert und dann den Alarm im ganzen Schiff ausgelöst zu haben.

Brandursache weiter unklar

Auf der Norman Atlantic war am Sonntag ein Feuer ausgebrochen - es folgte eine dramatische Rettungsaktion. Bisher wurden 13 Tote gezählt, darunter zwei Einsatzkräfte. Die Zahl der Menschen an Bord variiert zwischen etwa 470 und etwa 500. Spekuliert wird weiter über die Ursache des Feuers, das im Fahrzeugdeck ausbrach. Dort waren laut Zeugen viele Laster mit Olivenöl geparkt. Mutmaßungen, wonach blinde Passagiere sich mit einem Feuer wärmen wollten und so den Brand auslösten, bestätigten die Behörden bisher nicht.

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