Havarie der "Costa Concordia":Viertes deutsches Todesopfer identifiziert

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Die Zahl der tödlich verunglückten Deutschen nach der Havarie der "Costa Concordia" ist auf vier gestiegen. Einige Bereiche des Wracks wurden für die Einsatzkräfte jetzt von den Behörden gesperrt. Der Grund: Abfälle und Chemikalien an Bord des Kreuzfahrtschiffs könnten den Tauchern gefährlich werden.

Knapp zwei Wochen nach dem Schiffsunglück vor der italienischen Insel Giglio hat sich die Zahl der deutschen Todesopfer auf vier erhöht. Unter den Toten sind ein 72-jähriger Mann aus Nordrhein-Westfalen und ein 66-Jähriger aus Berlin sowie ein 74 Jahre alter Senior aus Hessen und eine 52-jährige Frau aus Mittelfranken in Bayern, wie die zuständigen Polizeidienststellen mittelte. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes werden acht weitere Bundesbürger vermisst.

Seit knapp zwei Wochen liegt das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia vor der italienischen Insel Giglio auf Grund - jetzt wurden erste Verschmutzungen der Gewässer gemessen. (Foto: REUTERS)

Der Mann aus Berlin war laut Polizei gehbehindert und zusammen mit einer ebenfalls gehbehinderten 60-jährigen Begleiterin an Bord. Von ihr fehlt nach wie vor jede Spur. Das Opfer aus Nordrhein-Westfalen lebte in Ibbenbüren. Der Mann war gemeinsam mit seiner Frau an Bord des Kreuzfahrtschiffes. Die Frau gilt weiterhin als vermisst.

Bergungsarbeiten unter Lebensgefahr

Die Costa Concordia mit 4200 Menschen an Bord war in der Nacht zum 14. Januar vor der italienischen Mittelmeerküste auf Grund gelaufen. Dabei kamen mindestens 16 Menschen ums Leben. Das Schicksal von insgesamt mehr als zehn Personen ist nach wie vor ungeklärt. Hoffnungen, im Wrack noch Überlebende zu finden, haben die Bergungskräfte kaum mehr. Dafür müsste schon ein Wunder geschehen, sagte der Leiter des Krisenstabs, Franco Gabrielli, am Mittwoch.

Vorrangiges Ziel der Helfer ist es nun, weitere Leichen zu lokalisieren und zu bergen, um den Angehörigen wenigstens Gewissheit zu verschaffen. Die Rettungsarbeiten auf dem zur Hälfte unter Wasser befindlichen Schiff würden so lange fortgeführt, bis jeder zugängliche Bereich kontrolliert worden sei, sagte Gabrielli.

Probleme bereitet dem Bergungsteam indes die Verschmutzung des Wasser: Im Schiffsbauch verfaulen Abfälle. Die Gesundheitsbehörden von Grosseto auf dem italienischen Festland untersagten den Einsatzkräften auf den Decks D und E zu arbeiten, bis für diese Bereiche mikrobiologische Analysen vorliegen.

Auch im Meeresschutzgebiet vor der italienischen Küste wurden nach der Havarie des Kreuzfahrtschiffs erste Verschmutzungen gemessen. Die Situation sei zwar noch "tragbar", aber für eine vom Tourismus und der Fischerei abhängige Region "heikel", hieß es von der Umweltorganisation WWF.

Der Sprecher der italienischen Sektion des WWF, Gaetano Benedetto, zeigte sich besonders besorgt über feuerbeständige Flüssigkeiten an Bord des Wracks: Batterieflüssigkeiten, Öle, Reinigungs- und Lösungsmittel. "Man muss nicht in Alarmismus verfallen, aber man muss die Aufmerksamkeit darauf lenken", ergänzte Benedetto.

Das Meerwasser um die Insel Giglio ist mit zwei bis drei Milligramm Tensiden pro Liter verschmutzt, während die Konzentration in der Region für gewöhnlich gegen null tendiert, wie die Umweltbehörden der Toskana mitteilten. Damit herrscht in dem Meeresparadies ein Grad an Verschmutzung wie im Industriehafen Marghera nahe Venedig.

Neben Müll, Putzmittel und Farbe befinden sich auch immer noch fast 2400 Tonnen Treibstoff in der Costa Concordia.

Das Naturschutzgebiet um Giglio ist geprägt von einer beispiellosen Artenvielfalt und beherbergt auch seltene Tierarten. In den tiefen Gewässern tummeln sich Thunfische, die bis zu drei Meter groß werden können, Barrakudas, Muränen, riesige Muscheln und Krabben. Im Frühling und im Sommer können vor der Küste Delfine, Finnwale und Pottwale beobachtet werden.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/AFP/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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