Havarie der "Costa Concordia":Angeblich vermisste Passagierin seit Jahren tot

Sie sei als Passagierin auf der havarierten "Concordia" gewesen, nun fehle von der Ungarin jede Spur, meldete ihre Familie. Doch die Vermisstenanzeige war eine Lüge - die Frau ist bereits seit drei Jahren tot.

Ständige Unsicherheit begleitet die Rettungsarbeiten im Wrack der Costa Concordia. Noch immer ist unklar, wie viele Menschen überhaupt vermisst werden. Dazu tragen Spekulationen und offenbar unvollständige Passagierlisten bei, aber auch falsche Angaben über die Opfer. Eine Ungarin etwa wurde von ihren Verwandten als vermisst gemeldet, sie soll als Passagierin auf dem Kreuzfahrtriesen gewesen sein. Nun stellte sich heraus: Die Frau ist bereits seit drei Jahren tot.

Havarie der "Costa Concordia": Derzeit besteht nach Behördenangaben keine Gefahr, das die havarierte Costa Concordia in tieferes Gewässer abrutscht. Die Suche nach den etwa 20 Vermissten kann daher weitergehen.

Derzeit besteht nach Behördenangaben keine Gefahr, das die havarierte Costa Concordia in tieferes Gewässer abrutscht. Die Suche nach den etwa 20 Vermissten kann daher weitergehen.

(Foto: AFP)

Die Familie habe schlicht gelogen und "die Daten einer vor drei Jahren gestorbenen Person missbraucht", teilte das ungarische Außenministerium mit. Das Ministerium bezeichnete die falsche Anzeige als "bisher beispiellos" und "außerordentlich bedauerlich". Zunächst war nicht klar, was die Angehörigen bewog, ihre Verwandte als vermisst zu melden. Der Verdacht der Behörden: Möglicherweise versuchten die Ungarn, sich mit ihrer Lüge "einen unrechtmäßigen Gewinn zu veschaffen". Offen ist allerdings noch, wie es generell um die Aussicht auf Schadenersatz bestellt ist. Die Betroffenen hatten offenbar die Tatsache ausgenutzt, dass mehrere blinde Passagiere auf dem Schiff vermutet werden, die näheren Umstände der Falschanzeige werden nach Behördenangaben noch untersucht.

Die Weltkulturorganisation Unesco forderte Italien indes auf, für große Kreuzfahrtschiffe wie die havarierte Concordia - sie hatte mehr als 4000 Menschen an Bord - den Zugang zu Venedig zu beschränken. Die Lagunenstadt gehört zum Weltkulturerbe und wird nach Unesco-Angaben von etwa 300 großen Kreuzfahrtschiffen pro Jahr besucht. Der Verkehr führe unter anderem zu Schäden an Gebäudefundamenten, hieß es von der UN-Organisation.

Die Costa Concordia war vor zehn Tagen auf einen Felsen vor der toskanischen Insel Giglio auf Grund gelaufen. Etwa 20 Menschen werden noch vermisst, am Montag hatten Taucher die Leichen zweier Frauen aus dem Wrack geborgen. Damit stieg die Zahl der Todesopfer auf 15.

An der Unglücksstelle will die niederländische Spezialfirma Smit an diesem Dienstag mit den Vorbereitungen für das Abpumpen des giftigen Treibstoffs aus den Tanks der Concordia beginnen. Noch diese Woche soll es mit dem eigentlichen Abpumpen der etwa 2300 Tonnen Treibstoff losgehen. In den Tanks des Kreuzfahrtriesen befindet sich vor allem Schweröl, das erwärmt werden muss, bevor es abgepumpt werden kann. Es gilt als weitaus umweltschädlicher als Diesel. Die Aktion dürfte einige Wochen dauern.

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