Herbert Greszuk kann nicht mehr schlafen, Angelika Blank rief ihre beste Freundin an, die bei dem Unglück ums Leben gekommen war. Und Carla Fantoni fragt sich, was aus den Verschollenen geworden ist. Zehn Menschen haben ein Jahr nach der Havarie der "Costa Concordia" ihre Geschichte erzählt.
Den gelben Schornstein haben sie ihr abgeschnitten und die Felsspitze aus dem weißen Bauch operiert, die ihr den 70 Meter langen, fatalen Riss zugefügt hat. Ein Jahr nach der Havarie ist die Costa Concordia Teil einer gewaltigen Großbaustelle. Das Schiff ist umgeben von Kränen und Containern.
Um 21.45 Uhr wird dort am Sonntag für eine Minute lang Ruhe herrschen - exakt in dem Moment, als am 13. Januar 2012 Kapitän Francesco Schettino die Concordia mit 4200 Menschen an Bord auf die Klippen vor der toskanischen Insel setzte. 32 Menschen starben, Hunderte Überlebende haben bis heute Probleme mit dem Erlebten. Mit einem Gottesdienst gedenkt man am Jahrestag auf Giglio der Katastrophe. Direkt nach der Schweigeminute, um 21.46 Uhr, gehen die Arbeiten weiter. 400 Spezialisten bereiten das Wrack für den Abtransport vor, 230 Millionen Euro kostet die komplizierte Prozedur.
Wann die Gerichtsverhandlung über das Unglück beginnt, ist noch unklar. 50.000 Seiten umfassen die Ermittlungsakten, 200 Zeugen hat das Gericht in Grosseto zur Beweisaufnahme gehört. Außer Kapitän Schettino müssen sieben weitere Besatzungsmitglieder und Verantwortliche der Reederei Costa mit einer Anklage rechnen. Aus dem Funkverkehr und vielen Zeugenaussagen hat sich ein desaströses Bild vor allem des Kapitäns ergeben, der die Concordia bis auf 200 Meter an die Insel heransteuerte. Als das Unglück geschehen war, verzögerte Schettino die Evakuierung, verharmloste gegenüber Behörden die Lage und verließ schließlich das Schiff Stunden vor den letzten Passagieren - er sei ins Rettungsboot hinein "ausgerutscht", gab er an.
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Protokolle: Andrea Bachstein, Bettina Dobe und Lara Wiedeking