Hausmann 2003:Papa ante Pampers

2000 Bewerber mussten Blumen umtopfen, Spiegel putzen oder Omelette braten und fangen. Georg Marszalkowski hat sich gar nicht dumm angestellt und ist nun neue der Vorführ-Mann.

(SZ vom 21.10.2003) Georg Marszalkowski, 51, steht seit Montag in einer Reihe mit Mauersegler und Schwarzerle. Im Souterrain eines Hamburger Hotels entschied eine vierköpfige Jury, dass der medizinische Bademeister und Masseur aus dem niedersächsischen Bissendorf irgendwie ein ähnlich schützenswertes Lebewesen sein muss wie der Vogel und Baum des Jahres 2003 - und mindestens so selten und natürlich vom Aussterben bedroht ist seine Spezies auch. Marszalkowski darf sich "Hausmann des Jahres 2003" nennen. Er hat sich diesen Titel schwer erkämpft.

Der Mann als solcher, wer wüsste das nicht, hat ja viele Gesichter. Mal liegt er soft im Trend, mal sind die Machos angesagt, aber wie auch immer: alltagstauglich sollte er schon sein, oder wenigstens berühmt oder reich.

Disziplinen des Alltags

Georg Marszalkowski ist jetzt sogar ein bisschen was von allem. Etwas berühmt, denn beim Blumen umtopfen, Omelette backen und werfen, Riesen-Spiegel putzen (Flecken aus Schuhcreme, Zahnpasta!), beim Kinder einkleiden, Stuhl zusammenbauen (Kreuzschlitzschraubenzieher!) und Kinder-Geburtstagstisch decken beobachteten ihn einige Kamerateams.

Er ist auch etwas reicher als vorher, um 5000 Euro Preisgeld. Und dass er bedingungslos alltagstauglich ist - nun, dafür spricht der Titel an sich. Gewiss, gerecht ist das nicht. Da turnt so ein Hausmann etwas geschickter als seine sieben Konkurrenten durch einen Hindernisparcours und bekommt dafür eine Aufmerksamkeit, für die die gemeine Hausfrau ganz schön lange stricken muss (Georg Marszalkowski sagt übrigens, er mache zu Hause alles, "nur nicht stricken".)

Die Hausfrauen mühen sich auf allerlei Arten um Anerkennung für ihren Full-Time-Job, aber sie müssen schon Marie-Theres Kroetz-Relin heißen, Maria Schell zur Mutter haben und - geplättet von der Haushaltsführung - eine Hausfrauen-Revolution im Internet lostreten (www.hausfrauenrevolution.de), um bei ZDF-Kerner oder RTL-exklusiv zu landen. Ein Mann aber, der mit einer kleinen Gartenschaufel und etwas Blumenerde einen Benjamin unfallfrei umtopfen kann und dessen Omelettes in Aussehen, Farbe und Form auch der Jurorin vom Deutschen Hausfrauen-Bund gefällt, bekommt gleich Preis und Pokal.

Ganz wenige unter vielen

Es ist also noch eine Menge zu tun, damit Kerle wie Herr Marszalkowski nicht echte Raritäten bleiben. Zwar haben 2000 Männer die Bewerbungsunterlagen zum Hausmann des Jahres ausgefüllt - aber was sind 2000 im Vergleich zu 40,3 Millionen männlichen, bei weitem nicht so praktischen Wesen wie Georg Marszalkowski? Dieser selbst führt gerne das Leben eines Exoten, ist seit viereinhalb Jahren im Erziehungsurlaub, als einziger Mann an der Klinik, die ihn beschäftigt. In der siebten Klasse erstritt er sich das Recht, nicht nur am Werkunterricht für Jungs, sondern auch an den Kochkursen der Mädchen teilnehmen zu dürfen; in Krabbelgruppen war er stets der einzige Mann. Gewöhnt man sich dran, sagt er.

Ein solcher Vorführ-Mann hat natürlich eine spezielle Vorstellung davon, wie er die 5000 Euro Siegprämie unters Volk zu bringen gedenkt. Während die berufstätige Frau zwecks Entspannung vom Ganztags-Job in einer Bank an die Anschaffung eines Beiwagens fürs Familien-Motorrad denkt, bevorzugt das Hausmanns-Prachtexemplar eine artgerechte Investition: Er flirtet ernsthaft mit dem Kauf eines selbstreinigenden Backofens.

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