Hashtag #metoo:Alyssa Milano - Wortführerin gegen sexuelle Belästigung

Hashtag #metoo: Schauspielerin Alyssa Milano bei einer Gala in Los Angeles.

Schauspielerin Alyssa Milano bei einer Gala in Los Angeles.

(Foto: Chris Delmas/ AFP)

Auf Twitter hat die Schauspielerin weltweit Frauen dazu aufgerufen, ihre Erfahrungen mitzuteilen. Und damit eine Gesellschaftsdebatte ausgelöst.

Von Katharina Riehl

Es war nicht das erste Mal, dass sich die Schauspielerin Alyssa Milano im Fall Harvey Weinstein zu Wort meldete, aber diesmal antworteten ihr innerhalb weniger Stunden 30 000 Menschen. Und sie antworteten mit nicht viel mehr als zwei kleinen Wörtern: #metoo - ich auch.

Zwölf Tage ist der Skandal um den Hollywood-Produzenten Weinstein nun öffentlich, viele prominente Schauspielerinnen werfen ihm sexuelle Übergriffe vor, einige sogar Vergewaltigung. Auch in den sozialen Medien wurde der Fall heftig diskutiert. Doch seitdem Alyssa Milanos Abei dazu aufrief, von eigenen Erfahrungen zu berichten, ist die Dimension gesprengt. Aus einer Debatte über die Abgründe in der Unterhaltungsindustrie wurde ein schockierender Zustandsbericht über sexuelle Belästigung. Unter dem Hashtag #metoo schreiben nicht nur Schauspielerinnen; Frauen (und Männer) erzählen, wie ihnen in allen möglichen Lebensbereichen sexuelle Gewalt angetan wurde.

Alyssa Milano, 44, ist nicht die prominenteste Kritikerin Weinsteins, sie ist in Hollywood Teil des schauspielerischen Mittelbaus. Die ganz große Kinokarriere gelang ihr nicht, doch war sie in den Achtziger- und Neunzigerjahren eine sehr erfolgreiche Serienschauspielerin. Im Alter von elf Jahren stieg sie bei der Dauerbrenner-Sitcom "Wer ist hier der Boss?" ein, als Erwachsene war sie eine der drei Hauptfiguren in "Charmed - Zauberhafte Hexen". Dort trat sie gemeinsam mit Rose McGowan auf, die Weinstein der Vergewaltigung bezichtigt; mit dessen Ehefrau ist Alyssa Milano gut befreundet.

Obwohl sie selbst keine Vorwürfe gegen Weinstein erhob, gehörte Milano zu jenen Hollywood-Frauen, die schon in der vergangenen Woche Position bezogen. In einem Statement schrieb sie, Männer wie Weinstein gebe es an jeder Ecke. "Statistiken zufolge wird jede dritte Frau an ihrem Arbeitsplatz sexuell belästigt." Und weiter: In jedem Beruf würden Frauen andauernd falsch behandelt, "das ist kein ungewöhnlicher Vorgang". Diese These scheint Milano mit ihrem Twitter-Aufruf nun bewiesen zu haben.

Der betrübliche Erfolg von #metoo erinnert an eine heftige Gesellschaftsdebatte, die 2013 in Deutschland tobte. Nachdem eine junge Reporterin im Stern aufgeschrieben hatte, wie der FDP-Politiker und Minister Rainer Brüderle ihr Dekolleté gelobt habe, berichteten unter dem Hashtag #aufschrei Tausende Frauen über ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung. Zeitungen, Magazine und Sender beschäftigten sich mit einem gesellschaftlichen Missstand, von dem man eigentlich hätte wissen können. Ins allgemeine Bewusstsein rückt er aber offenbar doch nur dann, wenn er in der Medienbranche stattfindet. Dort gehört es zum Kerngeschäft, Öffentlichkeit herzustellen.

Es gehe hier nicht nur um Harvey Weinstein schreibt Alyssa Milano. "Wir müssen es besser machen für Frauen überall auf der Welt."

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