Vahrenwald ist ein ruhiger Stadtteil von Hannover, keiner, der als sozialer Brennpunkt bekannt wäre. Mietshäuser, Einfamilienhäuser - ein gepflegtes urbanes Idyll, in dem man gerne zu Hause ist. Aber genau hier, wo niemand etwas Schlimmes vermuten würde, hat die Polizei am Donnerstag in der Wohnung eines Mehrfamilienhauses einen grausamen Fund gemacht. In einem Koffer entdeckte sie dort ein lebendes Baby und dazu Knochenteile, die offensichtlich von einem weiteren Neugeborenen stammen.
Die Frau, die vermutlich die Mutter der Kinder ist, wurde festgenommen
Die Wohnung gehört einem 19-jährigen Deutschen. Der Mann hatte am Donnerstagmittag den Koffer mit dem Säugling entdeckt und die Polizei verständigt. Rettungskräfte rückten an und brachten das neugeborene Mädchen in ein nahe gelegenes Krankenhaus. Erst als die Polizeibeamten den Koffer genauer untersuchten, fanden sie auch die Skelettteile. Sie lassen darauf schließen, dass jemand in dem Koffer vor geraumer Zeit noch ein weiteres Baby versteckt hatte.
Ob der 19-Jährige der Vater des Kindes ist, war nach Angaben der Staatsanwaltschaft Hannover am Freitagnachmittag noch nicht klar. Die Mutter soll aber die Lebensgefährtin des Mannes sein, eine 22 Jahre alte Deutsche. Beide leben zusammen in der Wohnung, in der die Polizei den Koffer mit dem Säugling fand. Die Frau wurde am Donnerstag an ihrem Arbeitsplatz in Hannover festgenommen. Mittlerweile sitzt sie in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen sie wegen des Verdachts des Totschlags beziehungsweise versuchten Totschlags. Sie habe noch keine Angaben gemacht, meldete die Polizei am Freitag. Ihr Lebensgefährte ist auf freiem Fuß.
Der Zustand des gefundenen Babys ist stabil. Nichts weist darauf hin, dass es diese erste Episode seines gerade begonnenen Lebens nicht überleben könnte. Das war die gute Nachricht nach dem schrecklichen Fund von Vahrenwald. Aber aus den Überresten des anderen Babys konnte man darauf schließen, dass das kleine Mädchen in dem Koffer auch gestorben wäre, wenn der 19-Jährige es nicht gefunden hätte. Die Entdeckung war verwirrend und traurig. Und sie zeigt, dass die Welt hinter den ordentlichen deutschen Stadtfassaden nicht immer in Ordnung ist.