Hannover:Männer mit Schlafmittel betäubt - 37-Jährige muss in Haft

Zuerst betäubte sie die Männer mit Schlaftabletten, dann stahl sie deren Wertsachen: In Hannover ist eine Frau zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt worden, weil sie ihre Discobekanntschaften ausgeraubt hat. Laut Richterin schwebten die Männer in Lebensgefahr.

Sie lernte ihre Opfer beim Ausgehen in Clubs kennen: Um die Männer ausrauben zu können, mischte ihnen Schlafmittel ins Getränk. Dann stahl sie EC-Karten, Uhren, Bargeld, Handys und Laptops. Jetzt hat das Landgericht Hannover eine 37-Jährige zu fünf Jahren und fünf Monaten Haft verurteilt.

In der Anklage war ursprünglich von K.o.-Tropfen die Rede, doch der Urteilsverkündung zufolge handelte es sich bei den beigesetzen Stoffen um zerbröselte oder aufgelöste Tabletten, welche die Männer in Tiefschlaf versetzten.

Die Richter sprachen die Frau wegen schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung in neun Fällen schuldig. Die ehemalige Chemie- und Medizinstudentin hatte während des Prozesses zugegeben, vier der Männer Schlafmittel verabreicht zu haben. Tatorte waren Hannover, Hamburg, Frankfurt, Dortmund und Berlin.

Übelkeit und Gedächtnislücken

Die verabreichten Mittel wirkten ähnlich wie K.o.-Tropfen, die meistens aus Gammahydroxybuttersäure (GHB) bestehen - eine farblose Flüssigkeit, die einschläfernd wirkt, aber auch zu Bewusstseinsstörungen führt.

Die betroffenen Männer sollen nach dem Aufwachen unter Übelkeit und Gedächtnislücken gelitten haben. Einer von ihnen wachte am nächsten Morgen in einem Waldstück auf, einen anderen ließ die Frau anscheinend auf einer Parkbank zurück. Richterin Renata Bürgel betonte, die Attacken seien für die Opfer lebensgefährlich gewesen. Die betäubten Männer hätten etwa an Erbrochenem ersticken können.

Ein Gutachter erklärte die Täterin für überdurchschnittlich intelligent. "Ihr Lebensstil sowie Drogen- und Alkoholkonsum erforderten eine erhebliche Geldsumme", mutmaßte die Richterin in Bezug auf das Motiv der Frau. Zudem, so die Richterin, könnten Rachegedanken und Hass auf Männer eine Rolle gespielt haben. Die in Südafrika aufgewachsene Verurteilte hatte zu Beginn des Prozesses Vergewaltigungen in ihrer Kindheit und Jugend geschildert.

Die Staatsanwaltschaft hatte für eine sechsjährige Haftstrafe plädiert, die Verteidigung hatte vier Jahre und sechs Monate für ausreichend gehalten.

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